In unserer neuen Serie „JVM fragen – ver.di antwortet“ werden wir uns mit Themen rund um das Thema Arbeitsrecht beschäftigen. In der ersten Folge geht es um Gewerkschaftsarbeit. Die Antworten gibt René Rudolf, Bundesfachgruppenleiter »Verlage, Druck und Papier« bei ver.di.

Nicht wenige junge Verlagsmenschen waren überrascht, dass die JVM nun mit ver.di kooperieren. Wie kommt es, dass ihr auch für die Buchbranche zuständig seid?

Ver.di steht für Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft. Unsere mehr als 2 Millionen Mitglieder kommen aus über 1.000 Berufen, sie sind angestellt, selbständig, verbeamtet. Sie alle sind Dienstleister/innen oder arbeiten in der dienstleistungsnahen Industrie bzw. im Bereich Bildung, Kunst, Kultur und Medien. Damit ist ver.di auch die zuständige Gewerkschaft für die Buchbranche. Bei uns gibt es eine eigene Fachgruppe Verlage, die sich ganz speziell mit den Verlagsbranchen befasst. Zu ihnen gehören neben den Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen auch die Buchverlage.

Was sind eigentlich die Aufgaben einer Gewerkschaft und wie agiert ihr in der Buchbranche?

Ver.di kümmert sich um alle Fragen der Arbeitswelt. In erster Linie sind das natürlich tarifliche Fragen zu Lohn und Gehalt, zu Arbeitszeiten, Urlaubsregelungen oder Arbeitsschutz. Man könnte sagen, dass der Kerngedanke des gewerkschaftlichen Engagements die Solidarität und die Gerechtigkeit in der Arbeitswelt ist. Wir wollen, dass die Leistungen der Arbeitnehmer/innen anerkannt und anständig bezahlt werden und wir kämpfen dafür, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben. Um das zu erreichen, erstreiten wir Tarifverträge. Genau das machen wir natürlich auch in der Buchbranche: Wir arbeiten mit vielen Betriebsräten zusammen, beraten sie in ihrer Arbeit und stellen Schulungen zur Verfügung. Wir treten auf Betriebsversammlungen auf und bieten zahlreiche Seminar- und Serviceleistungen für unsere Mitglieder an. So bekommt jedes ver.di-Mitglied Hilfe und Unterstützung bei allen individuellen Problemen im Beruf. Wir können Gehaltstabellen vorlegen, Eingruppierungen überprüfen, Arbeitsschutzregelungen erklären. Wir helfen jedem Mitglied zu seinem Recht, notfalls vor Gericht.

Wieso wissen die Arbeitnehmer in den Buchverlagen so wenig über die Aktivitäten von ver.di – warum seid ihr nicht präsenter innerhalb der Branche?

Wir arbeiten kontinuierlich daran, zu informieren und präsent zu sein – nur solange der überwiegende Teil der Beschäftigten in einem Buchverlag bzw. der Branche nicht die Notwenigkeit sieht etwas an den Arbeitsbedingungen verbessern zu wollen, können wir wenig tun. Wir haben quasi keinen Auftrag.
In der Buchbranche gibt es vergleichsweise wenig Unternehmen, die an Tarifverträge gebunden sind. Das würden wir gern verändern. Dazu braucht es aber die Bereitschaft der Belegschaften, sich zu engagieren und Mitglied bei ver.di zu werden, sonst haben wir keine Chance auf gute Tarifverträge. Unterm Strich heißt es, keine Mitglieder, keine Durchsetzungsstärke, keine guten Tarifverträge.

Was sind eure Ziele, Wünsche und Pläne für die Zukunft eures Engagements in der Buchbranche?

Wenn es nach uns geht, würden wir gern gute Tarifverträge für die Beschäftigten in den Buchverlagen erstreiten und verhandeln und dafür die Voraussetzungen schaffen. Das ist unser Angebot. Mit der Kooperation zwischen den Jungen Verlagsmenschen und ver.di erhoffen wir uns einen intensiven Dialog über die aufgeworfenen Fragen von gewerkschaftlicher Relevanz in der Buchbranche.

 

Die Fragen stellte: Selina Reimer, AG Nachwuchsrechte.