Vierzehn Literaturhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz bilden ein Netzwerk, um sich auszutauschen und gemeinsam Projekte durchzuführen. Am Messefreitag wurde ihnen im Haus des Buches der Julius-Campe-Preis verliehen.

Es ist keine Premiere, dass nicht nur eine, sondern mehrere Personen für ihre Verdienste um Literaturvermittlung oder -kritik ausgezeichnet werden. In den letzten Jahren ging die Ehrung an Felicitas von Lovenberg und Denis Scheck, aber auch die Hamburger Buchhandelskooperation 5plus. Dieses Jahr wird das seit 2008 bestehende Netzwerk der Literaturhäuser ausgezeichnet: für die gemeinsame Arbeit an internationalen Projekten, Stadtschreiberaufenthalten und dem Preis der Literaturhäuser. Die Leiterinnen und Leiter der teilnehmenden Literaturhäuser waren fast vollständig im Haus des Buches versammelt, um den Preis entgegenzunehmen. Dieser ist mit 99 Flaschen Wein und dem im Hoffmann und Campe Verlag erschienenen Faksimile von Heinrich Heines „Französischen Zuständen“ dotiert. Hoffmann und Campe-Verleger Daniel Kampa erinnerte mit Blick auf die politische Ausrichtung der Buchmesse auf die Pressefreiheit daran, dass Heines Texte im Pariser Exil entstanden und in der Heimat des Autors verboten wurden.

In seiner Laudatio lobte der Literaturhaus-erfahrene Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil die Leiterinnen und Leiter für die Souveränität, mit der sie ihre Häuser führen, und das entspannte Gespräch über Literatur, wie es einst in den literarischen Salons gepflegt wurde, weiterleben lassen. Mit Anekdoten über Fluchtgedanken kurz vor der Lesung oder eigenartigen Gesprächspartnern, die ihn in Bedrängnis brachten, während er im Stuttgarter Literaturhaus moderierte, bringt er das Publikum zum Schmunzeln.

Rainer Moritz, der Leiter des Hamburger Literaturhauses, bedankt sich im Namen seiner Kolleginnen und Kollegen. Dass das Wort „Literaturhaus“ endlich in den Duden aufgenommen wurde, stimme ihn zuversichtlich, dass es sich auch als Marke etabliert habe. Der Weinvorrat  wird auf die einzelnen Literaturhäuser verteilt werden und ist dort sehr willkommen – schließlich sind Lesungen ohne Wein „undenkbar“, wie Rainer Moritz sagt. Aber in welches Literaturhaus Heines „Französischen Zustände“ einziehen sollen, wurde nicht verraten.

 

Marcella Melien