Mentoring Kongress der BücherFrauen in Stuttgart„Wie wird sich unsere Arbeit verändern? Wie wird sich unser Arbeitsplatz verändern?“ Das fragt sich nicht nur die Münchner Verlegerin Dr. Rosemarie von dem Knesebeck, sondern auch die rund 80 Frauen aus der Buchbranche, die am vergangenen Freitag und Samstag in Stuttgart zum ersten Mentoring-Kongress der Bücherfrauen zusammenkamen. „Es herrscht Angst“, betont Schirmherrin von dem Knesebeck in ihrer Eröffnungsrede.

Historisch gesehen, hat sich das Buch zwar immer als krisenfest erwiesen, doch ist die Buchbranche momentan im Umbruch – und anscheinend kann niemand sagen, wo wir letztendlich landen werden. „Die Krise bringt Tempo in die Entwicklung“, ist sich Yvonne de Andrés von den Bücherfrauen sicher. Aber die Entwicklung bringt auch Probleme mit sich. Die ersten eBook-Reader sind auf dem Markt, in den USA erscheint bereits die zweite Generation des Kindle, doch noch immer sind entscheidende Fragen nicht geklärt, beispielsweise ob eBooks in einem einheitlichen Datenformat und wie gedruckte Bücher mit ermäßigtem Mehrwertsteuersatz angeboten werden sollten.

Der stationäre Buchhandel ist vor allem darüber besorgt, dass eBooks künftig nur noch über das Internet gekauft werden könnten. Kerstin Emrich, Buchwissenschaftlerin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, rät kleinen Buchhandlungen, eine Kernzielgruppe vor Ort zu finden und zu pflegen. Im Onlinebereich sieht sie Einschränkungen: „Eine kleine Buchhandlung kann mit einem Onlineshop nur ihre Bestandskunden erreichen.“ Verständlich, denn um online neue Kunden zu erreichen, müsste eine Buchhandlung entsprechend bekannt sein, doch „Amazon ist auch auf dem Dorf nur einen Klick entfernt“, wirft eine Kongressteilnehmerin ein.

Für Verlage bringen eBooks völlig neue Kosten mit sich, wie beispielsweise für den Aufbau der nötigen Infrastruktur, der mit 50.000 Euro und mehr zu Buche schlagen kann. Weitere Kosten entstehen durch die Umwandlung der Texte ins digitale Format sowie durch den Betrieb der Vertriebsplattformen. Außerdem müssen Verlage entscheiden, auf welches Format sie letztendlich setzen wollen. Schließlich sind neben den eBook-Readern auch Smartphones und Notebooks in der Lage, eBooks darzustellen, und haben dabei noch den Vorteil, dass sie wesentlich mehr Funktionen haben als die reinen Reader. Der Vertriebsleiterin Nord vom Langenscheidt Verlag, Martina Flessenkemper, ist bewusst: „Wir müssen zusehen, dass wir zum richtigen Zeitpunkt auf das richtige Format setzen!“

Dominik Lapp