Unter dem Motto „Visionen zulassen“ ging das BuchCamp am 7. und 8. Mai in die zweite Runde. Zu dieser „Unkonferenz“ fanden sich etwa 110 Teilnehmer aus Verlagen, Buchhandel und Dienstleistungsunternehmen auf dem Mediacampus in Frankfurt am Main ein. Zahlreiche Diskussionsrunden und Vorträge beschäftigten sich mit den aktuellen Entwicklungen, stellten neue Ideen vor und warfen einen Blick in die Zukunft der Buchbranche – und damit auch in die Zukunft junger Verlagsmenschen.
Das Forum Zukunft und der Mediacampus Frankfurt veranstalteten das BuchCamp in diesem Jahr wiederum als BarCamp. Da die Teilnehmer eines BarCamps Themen und Verlauf der Konferenz selbst bestimmen, wurden auch im Vorfeld des BuchCamps Sessionvorschläge in der Online-Community gesammelt; weitere kamen während der
Eröffnungsveranstaltung hinzu. Dort stellten alle Referenten ihre Sessions kurz vor und die Teilnehmer stimmten über jeden einzelnen Vorschlag ab. Insgesamt 22 Diskussionsrunden und Vorträge standen schließlich auf den Konferenzplan. Da jedoch je vier Sessions gleichzeitig in verschiedenen Räumen des Mediacampus stattfanden, hatten die BuchCamper die Qual der Wahl. Doch bevor die Sessions starteten, wurde auf die drei Regeln eines BarCamps hingewiesen:
Über das BarCamp sprechen, über das BarCamp bloggen und twittern; außerdem wird sich auf einem BarCamp geduzt, um Grenzen zwischen den Teilnehmern abzubauen.
Von Lessing bis zu Social-Media-Marketing
Pro Diskussionsrunde war ein mit sechzig Minuten angemessener Zeitrahmen vorgegeben; wenn auch viele Sessions sicher noch länger Diskussionsstoff hätten liefern können. Dass viele Onliner an dem BuchCamp teilnahmen, merkte man an der thematischen Ausrichtung der Sessions. Der Schwerpunkt lag auf den Themen Social Media und den technischen Entwicklungen. So lasen sich auf dem Sessionplan Titel wie „Verlage auf Facebook“, „Community Building im
Buchhandel“ oder „(H)appy Hour – Do‘s and Don’ts im App-Business“.
Leider gab es nur wenige Themen jenseits von Facebook und Apps. So blickte Andrea Kamphuis in ihrem Vortrag „Von Lessing zu Lessig“ auf die die Selbstverlags- und Subskriptionsmodelle der Aufklärung zurück, um daraus für heutige Crowdfunder lernen zu können. Über „Arbeitsmodelle der Zukunft“ und die Frage „Wie wollen wir arbeiten?“ diskutierten die drei BücherFrauen Frauke Ehlers, Saskia Heinen und Anja Lösch mit den Sessionteilnehmern – ein besonders für den Branchennachwuchs wichtiges und aktuelles Thema. Die Arbeitsbedingungen in der Buchbranche können durchaus noch verbessert werden, da waren sich die Diskutierenden einig. Am meisten polarisierte die Session „Das Prinzip Buch: WTF?!“ Der Begriff „Prinzip Buch“ tauchte im Zusammenhang mit dem neuen Corporate Design des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels auf. Wenke Richter und Wibke Ladwig fragten, was damit gemeint sei. Während für die einen der Begriff Buch fest mit dem Printprodukt verbunden ist, sahen die anderen ihn losgelöst von dem papiernen Trägermedium.
BuchCamp: Diskutieren, kennenlernen und feiern
Auch zwischen den Sessions und beim gemeinsamen Essen bestand die Möglichkeit, die anderen BuchCamp-Teilnehmer kennenzulernen und sich auszutauschen; etwa die Hälfte der Teilnehmer war bereits auf dem BuchCamp im letzten Jahr dabei gewesen, die andere Hälfte nahm zum ersten Mal daran teil. Am Samstagabend wurde der von Leander Wattig und Carsten Raimann ins Leben gerufene Virenschleuderpreis für die erfolgreichste Marketing-Maßnahme der Buchbranche im Social Web vergeben. Anschließend lud die BuchCamp-Party zum entspannten Ausklang eines spannenden Tages ein – inklusive der spontanen Jam-Session einer jüdischen Band.
Von der Anmeldung über die Namensbuttons, Infomappe, Verpflegung, Räumlichkeiten bis hin zur BuchCamp-Party: Zur guten Stimmung auf dem BuchCamp hat nicht zuletzt die ausgezeichnete Organisation des Forums Zukunft beigetragen.
Mitmachen und die Zukunft mitgestalten!
Die Buchbranche steht vor großen Herausforderungen. Digitalisierung und Social Media verändern nicht nur Herstellung und Vertrieb, sondern gar die Bücher selbst. Und diese Veränderungen betreffen besonders den Branchennachwuchs. Das BuchCamp bietet da eine gute Gelegenheit, einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen zu gewinnen und die Zukunft mitzugestalten. Die nächste Chance dazu besteht auf dem dritten BuchCamp am 5. und 6. Mai 2012 auf dem Mediacampus in Frankfurt.
Dominique Conrad