Es gibt Unternehmen, über deren Namen man immer wieder stolpert, ohne eine konkrete Vorstellung davon zu haben, was sie genau machen und repräsentieren. Dieses Phänomen erlebte ich mit der Firma Bookwire, die in meiner Heimatstadt Frankfurt ansässig ist. Deswegen war ich mit dabei, als die Regionalgruppe Rhein-Main der Jungen Verlagsmenschen im Mai einen Besuch bei Bookwire im Bahnhofsviertel organisierte.

Gegründet wurde Bookwire als klassisches Start-up im Jahr 2009 von Jens Klingelhöfer und John Ruhrmann, die beide ursprünglich aus der Musikbranche stammen. Sie hatten die Idee, E-Books in allen relevanten Online-Shops zu vermarkten: „Wir bringen Ihre E-Books in die Shops“, lautete zum Start der Claim ihrer Firma. Bookwire fungiert also, einem Buchladen in der Print-Branche ähnlich, als eine Art Zwischenhändler zwischen Verlag und E-Book-Shop.

Klingelhöfer und Ruhrmann bewiesen mit ihrer Vision den richtigen Riecher: Ein Jahr nach der Gründung kam 2010 das erste iPad auf den Markt. „Es lag in der Luft, dass sich das digitale Geschäft im Publishing-Bereich entwickeln würde“, resümiert Marlies Hebler, Director für Business Relations. Seitdem hat sich im Bereich Digital Publishing einiges getan. „Und genau dank dieser Entwicklung ist Bookwire von einer kleinen Start-up-Firma schnell zu einem großen Unternehmen gewachsen.“ Heute zählt Bookwire 34 Mitarbeiter, von denen 24 in Frankfurt arbeiten; weitere Standorte sind Spanien, Mexiko und Brasilien. IT und Marketing werden aber komplett in Frankfurt entwickelt und betreut.

Vor allem kleine und mittelgroße Verlage haben durch die Kooperation mit Bookwire den Vorteil, dass für sie bessere Konditionen ausgehandelt werden. „Bookwire hat eine größere Verhandlungsmacht, da wir im Namen aller Verlage, die wir vertreten, verhandeln“, erläutert Hebler. „Dadurch haben auch kleinere Unternehmen eine Chance bei den Playern der Branche.“ Derzeit betreut Bookwire rund 1000 Verlagskunden aus 30 Ländern, rund 750 im E-Book- und 250 im Audiobuch-Bereich. Der Großteil dieser Kunden ist nach wie vor deutschsprachig, auch wenn sich das mit Hinblick auf Lateinamerika künftig ändern könnte. Kooperiert wird übrigens nicht nur mit großen Shops. „Wir beliefern auch kleinere Anbieter wie zum Beispiel minimore, bevor er offline ging, und auch log.os wird zukünftig zu unseren Partnern zählen“, betont Hebler. „Wir möchten dadurch eine breit aufgestellte Shop-Landschaft unterstützen.“

Neben den Vertragsverhandlungen mit Online-Shops und dem Vertrieb der E-Books gehören Beratung und Marketing zu den wichtigsten Leistungsbereichen von Bookwire. Die Marketing-Abteilung kümmert sich darum, dass die E-Books gut sichtbar in den Shops sind. Außerdem wurde im Jahr 2013 die hauseigene Software Bookwire MACS entwickelt. Auf dieser Plattform können Verlage ihre Titel anlegen und zudem Metadaten, Preis und einen Hinweis auf verwandte Produkte – wie beispielsweise auf die Printversion – auflisten. Seit Herbst vergangenen Jahres bietet Bookwire zudem einen weiteren Service an: Print-on-Demand. „Diese Dienstleistung ist insbesondere für Digital-only-Verlage interessant“, so Hebler. Aber auch Verlage mit Longsellern, bei denen sich die Lagerung nicht mehr lohnt, können davon profitieren.

Übrigens: Wer sich für Digital Publishing interessiert und einen Job sucht, sollte Bookwire als schnell wachsende Firma im Auge behalten. Über die Homepage werden Initiativbewerbungen gerne angenommen.

 

Text: Isabella Caldart, Foto: Kai Mühleck