Im letzten Jahr gewann Nadine Kegele den Publikumspreis der TddL. Warum das auch bei den Bachmann-Tagen 2014 noch interessant ist? Nadine Kegele ist seit Mai diesen Jahres Stadtschreiberin von Klagenfurt. Seit Sonntag steht fest: Gertraud Klemm wird im September 2014 ihre Nachfolge antreten.
Doch Nadine Kegele hat in ihrer Klagenfurter Zeit nicht nur geschrieben, sondern hatte die Idee, ein Projekt für die Stadt zu realisieren. Mit Ingeborg Bachmann, der Namensgeberin des Hauptpreises, wollte sie sich näher auseinander setzen und etwas „Gebrauchsliterarisches“ produzieren – für Leute, die sich ansonsten nicht mit Bachmann beschäftigen.
Postkarten müssten es sein, die über die Grenzen von Österreich hinausgehen. Ein schöner Gedanke in einer Zeit, in der kaum noch Nachrichten in Briefen und auf Karten festgehalten werden. „What would I. do?“ nennt sich das Projekt. Kegele arbeitete sich durch das Werk von Ingeborg Bachmann, suchte darin einzelne Sujets und formulierte kurze Statements, die in schlichter schwarzer Schreibmaschinenschrift auf weißem Grund prangen.
Bei den diesjährigen Tagen der deutschsprachigen Literatur lagen nun die Postkarten mit vier verschiedenen Sätzen kostenlos in Buchhandlungen, im ORF und im Musil-Haus aus. Sechs weitere Motive werden im Sommer erscheinen. Das Projekt fragt nicht nur „Was würde Ingeborg tun?“, sondern eben genauso „Was würde ich tun?“.
Die Ingeborg-Postkarten befinden sich auch in unseren Taschen, wenn wir uns heute auf den Heimweg machen. Die vergangene Woche auf dem literarischen Rummelplatz des ORF gibt nicht nur den Blick frei auf Fische, Brathühner und Nerze (die Texte der Autoren waren dieses Jahr besonders tierlieb), sondern offenbart auch die Mechanismen des modernen Literaturbetriebs im Miniaturformat.
Von Lisa-Marie George