Sabine Dörrich ist Geschäftsführerin und Personalberaterin der Personalberatung Menschen für Medien mit Sitz in Buchbach.
Mit Blick auf den eigenen Werdegang: Stand für Sie bereits früh fest, dass Sie in der Buchbranche arbeiten möchten?
Ja und nein. Eigentlich wollte ich Grafikerin werden und hatte nach der Schule eine Ausbildung zur Schriftsetzerin angefangen. Aus familiären Gründen entschied ich mich aber um und lernte Buchhändlerin.
Welche Herausforderungen mussten Sie dabei überwinden?
Zunächst war es herausfordernd, mit knapp 17 Jahren das Elternhaus zu verlassen und 600 km entfernt die erste eigene Wohnung zu beziehen. Die Ausbildung selber war ein ziemlicher Praxis-Schock. Ich bekam gleich am ersten Tag einen Pinsel in die Hand gedrückt und musste eine Stunde lang Bücher abstauben. Das gehörte zur täglichen Pflicht des Azubis. Nach der Lehre war ich noch rund drei Jahre im Buchhandel tätig, aber zunehmend unzufrieden in diesem Beruf. Es gab damals noch keine Filialisten wie Hugendubel oder Thalia; man hatte als angestellter Buchhändler kaum Entwicklungsperspektiven und verdiente auch ziemlich wenig. Ich habe den Job dann an den Nagel gehängt, auf dem Zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt, Publizistik studiert und bin durch verschiedene Praktika ins Verlagswesen gekommen.
Haben Sie auf Ihrem Weg etwas gelernt, das Sie jungen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben wollen?
Am Anfang der Karriere wissen junge Menschen oft noch gar nicht so richtig, wer sie sind, was sie können und welche beruflichen Möglichkeiten es gibt. Dazu kommen die Jobsuche auf dem unübersichtliche Arbeitsmarkt und die scheinbare Überlegenheit der Arbeitgeber – das schafft vielerlei Unsicherheiten. Rückblickend und auch als Personalberaterin heute möchte ich sagen: Lasst Euch nicht einschüchtern, informiert Euch und gebt Eurer Karriere eine möglichst klare Richtung. Ihr seid eine hervorragend ausgebildete Generation, weltoffen und voller Kraft. Der Arbeitsmarkt braucht Euch und Ihr werdet finden, was ihr sucht. Wenn es geradeaus mal nicht weitergeht, dann wendet Euch ein bisschen nach links oder nach rechts und es werden sich neue Türen öffnen.
Nicht nur als Führungskraft muss man im Alltag oft unter Zeitdruck und Unsicherheit Entscheidungen treffen. Wie bewältigen Sie das? Haben Sie konkrete Impulse, wie Nachwuchskräfte in solchen Situationen selbstbewusster handeln können?
Als älterer Mensch greift man natürlich auf einen großen Erfahrungsfundus zurück, der sich als Intuition ausdrückt und die Richtung weist. Außerdem hat man gelernt, dass selbst die Summe aller gemachten Fehler bisher noch nicht zum Weltuntergang geführt hat. Als junger Mensch sollte man sich fragen, ob die Entscheidung großen materiellen Schaden anrichten kann oder nicht. Im ersten Fall überlässt man den Vorgang besser der Führungskraft, im zweiten Fall macht man einfach mutig einen Fehler und lernt daraus.
Können Sie dem Branchennachwuchs drei konkrete Ratschläge zur persönlichen Kompetenzentwicklung geben?
Selbstsicherheit: Den Blick auf die Stärken richten, nicht auf die Schwächen. Und wissen, dass jeder Mensch auf dieser Welt das Recht dazu hat, so zu sein, wie er ist.
Mut: Der Sprung ins kalte Wasser wagen. Deshalb Hand heben, wenn ein Projektverantwortlicher gesucht wird, auch wenn man sich die Aufgabe noch nicht ganz zutraut. Man wächst mit den Herausforderungen.
Zuversicht: Auch wenn die Buchbranche jammert und klagt (das tat sie schon immer gar meisterlich) – Ihr werdet auch morgen noch interessante Arbeitsplätze finden.
Gibt es eine Frage, die Sie an den Branchennachwuchs stellen würden?
Wie könnte Jobsuche 4.0 aussehen? Was wäre zu verändern, damit Unternehmen und Fachkräfte künftig auf unkomplizierte Weise zusammenfinden? Visionen dazu würden mich sehr interessieren. Ich freue mich auf Impulse, gerne per Mail an doerrich@agentur-doerrich.de.
Streben Sie weitere berufliche Ziele an?
Ja. Mehr dazu in ein paar Wochen.
Das Interview führte Sabrina Pöhlmann, Berlin