Von Lara Roner
So lesen unsere Jüngsten
Manche können noch gar nicht lesen, andere greifen schon zum New-Adult-Roman. Das Leseverhalten der heranwachsenden Generation Alpha entzieht sich einer einfachen Kategorisierung. Dennoch macht sich ihr Einfluss auf dem Buchmarkt bemerkbar. Auf welche Art, das erklärt Iris Kirberg von Books on Demand.
Vor der Frankfurt Authors Stage in Halle 1.2 sitzen Buchinteressierte und lauschen einem Vortrag. Auf der Bühne steht Iris Kirberg, verantwortlich für Marketing und Vertrieb bei der Selfpublishing-Plattform Books on Demand. Sie erklärt, wie man Bücher erfolgreich an die Generationen Z und Alpha vermarktet. Die Generation Z wird in den Medien immer wieder ausführlich diskutiert, von der Generation Alpha hingegen hört man noch wenig. Was diese Generation beschäftigt und was sie liest, hat uns Frau Kirberg im Interview zu ihrem Vortrag erklärt.
Die Generation Alpha und ihre Mediennutzung
Zur Generation Alpha gehören all jene, die seit 2010 geboren sind. Während es schwer ist, gültige Aussagen über all diese Kinder und Jugendlichen zu treffen, geben Studien erste Aufschlüsse über Teilgruppen. Kirberg verweist auf eine Untersuchung mit dem Ergebnis, dass 65 % der Acht- bis Zehnjährigen vier Stunden täglich in den sozialen Medien verbringen. Diese sind von Kindheit an fester Bestandteil für viele Zugehörige der Generation Alpha und somit von großer Bedeutung, wenn man diese Generation erreichen möchte.
Eine Generation mit starken Werten
Obwohl ein beträchtlicher Teil der Generation Alpha noch nicht lesen kann, zeichnet sich schon ihr Einfluss auf den Buchmarkt ab. Der stärkste Zuwachs an Lesenden stammt aus jungen Zielgruppen. Das Lesen von New Adult beginnt im Alter von zehn Jahren, wobei die Inspiration häufig von BookTok stammt.
Das Besondere an der Generation Alpha: Sie vertritt schon früh starke Werte. Inklusion, soziale Verantwortung, Diversität, Individualität, Umweltbewusstsein sowie Technologie und Innovation sind Themen, mit denen sie aufwachsen und für die sie sich schon in der Grundschule einsetzen. Laut Kirberg sei absehbar, dass die Generation Alpha zu Büchern greifen wird, die sich mit Feminismus, Mental Health und Queerness auseinandersetzen – ähnlich wie die Generation Z jetzt.
Immun gegenüber klassischen Werbeformaten
Diese Werte und diese Bereitschaft müsse man im Hinterkopf behalten, wenn man mit dieser Zielgruppe kommuniziert, erklärt Kirberg. Doch das Erreichen der Generation Alpha ist gar nicht so einfach, denn sie wird durch traditionelles Buchmarketing kaum angesprochen. Eine Spiegel-Bestsellerliste ist für sie uninteressant. Darüber hinaus bewegen sich die Mitglieder der Generation Alpha online in festen „Bubbles“. Das bedeutet: Wer nicht von vornherein Teil der „Buchbubble“ (BookTok, Bookstagram) ist, ist kaum zu erreichen. Ein Weg, um zu ihnen durchzudringen, ist gezieltes Influencer-Marketing. Influencer:innen würden laut Kirberg oft die Bereitschaft zu Kooperationen im Literaturbereich zeigen, obwohl sie eigentlich einer anderen Bubble angehören.
Darüber hinaus legt die Generation Alpha Wert auf Authentizität und Herzblut. Sie kann genau zwischen Werbeaktionen mit Mühe oder – wie Kirberg es nennt – „von der Stange“ unterscheiden. Das Schlüsselwort lautet Content-Marketing. Neben einem ansprechenden Cover und einem fesselnden Klappentext braucht es eine gelungene Inszenierung als Autor:in oder Buchblogger:in.
Obwohl die Generation Alpha noch jung ist, ist ihre Bedeutung für den Buchmarkt groß. Mit ausgeprägten Werten und einer Vorliebe für authentische Inhalte stellen diese jungen Leser:innen hohe Ansprüche an die Bücher sowie die Menschen dahinter. Wer zu ihnen durchdringen möchte, muss mehr bieten als klassische Buchvermarktung – es braucht authentische Geschichten, kreatives Marketing und viel Herzblut.