Auch Schauspielern sollte gelernt sein: Diese Erfahrung teilten heute etliche Besucher der Frankfurter Buchmesse. Dabei ging es nicht nur darum, bei seinem Lieblingsautoren oder seiner Lieblingsautorin das beste Bild abzugeben, wenn es zur Autogrammstunde ging. Auf der Messe ist auch die Kampagne „Vorsicht Buch!“ mit einer lustigen Aktion vertreten, die ich heute für euch getestet habe. Mein eigenes Daumenkino! Entweder hoch über den Wolken, mit meinem Lieblingsbuch oder mit dem weißen Hai. Doch so einfach, wie ich mir das vorstellte, war es gar nicht!
Schon die Suche nach der richtigen Halle ist ein Erlebnis. 1000 Menschen um mich rum, ein Gewusel wie im Ameisenhaufen. Rolltreppe, hoch, noch weiter hoch, zu weit oben, also wieder runter. So verbringe ich die ersten 30 Minuten auf dem Messegelände. Mein erster Gedanke, als ich die Halle dann doch erfolgreich finde: „Endlich!“ Kurz darauf folgt auch schon der zweite: „Und wohin jetzt genau?“ Die Messehallen sind nämlich deutlich größer als erwartet. Doch der Stand von „Vorsicht Buch!“ ist im Endeffekt relativ leicht zu finden. Erst rechts, dann links rein, bis zur nächsten Ecke, da wieder rechts… Oder so ähnlich. Jedenfalls sticht mir irgendwann das auffällige Logo der Kampagne im Stil eines Absperrbands entgegen und schon bin ich da – in der Schlange der wartenden Menschen.
Da ich relativ viel Zeit bis zu meinem großen Auftritt habe, schaue ich mir die anderen Besucher an. Schon witzig, dass manche hier in richtig auffälligen Outfits rumlaufen. Wie direkt aus dem Manga gesprungen sehen die aus! Doch auch am Messestand von „Vorsicht Buch!“ gibt es einiges zu sehen. Zum Beispiel sind da die vielen Lesezeichen und Flyer, die schnell mein Interesse wecken. Auf einer Postkarte springt mir Goethe entgegen, der es „faustdick hinter den Ohren hat“. Und dann der große Bildschirm, auf dem mich später alle Leute beim Schauspielern beobachten sollen! Aber zuerst sind die anderen dafür da, mir per Bildschirm die Wartezeit zu verkürzen, denn manche Posen sind echt witzig. Da ist zum Beispiel das Mädchen, das der Kamera einen Kussmund zuwirft und der Junge mit den bunten Schwimmflügeln.
Kurz bevor ich an der Reihe bin, mache ich mir Gedanken zu meiner schauspielerischen Fähigkeit und schwelge in Kindheitserinnerungen. In der Grundschule war ich mal eine Blume, die bei der „Raupe Nimmersatt“ im Hintergrund stand und sich drehte. Und einmal war ich Zofe und musste sogar zwei Sätze sagen! Für den heutigen Anlass gar nicht mal so übel, wie ich finde!
Und dann ist es soweit: Bühne frei, Michelle in die Blue Box. Die Szene mit dem Hai soll es sein, eigentlich ganz easy. Hochkommen, Schwimmbewegung, zum Hai umdrehen, erschrecken, untertauchen. Alles klar! Der erste Versuch geht zwar nicht in die Hose – aber erst mal ins Maul des weißen Hais. Eigentlich bin ich ja sportlich, aber zu spät gebückt habe ich mich trotzdem. Versuch Nummer zwei: „Vielleicht ein bisschen mehr Mimik?“, rät mir die Frau, die die Kamera bedient. „Okay, volle Konzentration!“, denke ich noch, während die Schlange hinter mir vor meinem inneren Auge immer länger wird. Also geht es für mich noch mal nach unten. Diesmal mit besseren Reaktionen und einer ausdrucksstarken Mimik, extra für mein Minibuch. Dem Hai bin ich entwischt, aber damit landete ich auf dem Boden der Messehallen – auf dem Boden der Tatsachen: Das Schauspielern überlasse ich demnächst jemand anderem!
Michelle Minor