Vor der Buchmesse und in Vorbereitung auf den Besuch der Veranstaltung unterhielt ich mich mit einer Person, die nicht namentlich genannt werden möchte, über den‚ Young Excellence Award. Mein Gegenüber findet den Award angesichts der prekären Arbeitsbedingungen der jungen Verlagsmitarbeiter total daneben. Es sei eine Branche, die ihre Nachwuchskräfte mit Füßen trete, aber gleichzeitig Exzellenz vom Nachwuchs erwarte und diese sich gerne auf die eigene Fahne schreibe, um nur ein paar kritische Worte wiederzugeben. Harter Tobak! Was sollen wir also davon halten?
Der Young Excellence Award fand 2016 am Messe-Mittwoch das dritte Mal statt. Es ist ein schöner Auftakt, bei dem sich neben den Nachwuchskräften der Shortlist bekannte Gesichter der Buchbranche versammeln. Damit wird diese Veranstaltung immer mehr zu einer Tradition, an die die Moderatoren Sandra Schüssel (Leiterin des Unternehmensbereichs MVB Labs) und Torsten Casimir (Börsenblatt-Chefredakteur) erinnerten. Die beiden moderierten nicht nur das dritte Jahr den Award, sondern initiierten diesen auch. In den drei Jahren hat es 160 Bewerbungen/Nominierungen mit großer Bandbreite gegeben. Diese Vielfalt war auch bei den 40 Bewerbungen/Nominierungen des diesjährigen Awards feststellbar: Blogger, Buchhändler, Hersteller, Verleger, ein Buchtrailer-Ersteller und viele weitere. Einige der Teilnehmer üben zudem mehrere Tätigkeiten aus. Ausgezeichnet werden herausragende Macher und Macherinnen der Buchbranche bis 39 Jahre, junge Führungskräfte mit neuen Ideen – Menschen, die in der Buchbranche etwas bewegen.
Heinrich Riethmüller, der Vorsteher des Börsenvereins, sprach in seinem Grußwort davon, dass es gegenüber der Buchbranche ja immer wieder Vorwürfe gäbe, dass sie nicht sehr innovationsfreudig, sondern verkrustet sei. Die Wahrheit sei, dass es in der Gesamtheit keine Umsatzverluste gäbe und die Innovationen durchaus vorhanden seien. Besonders für letzteres stünden die Nominierten der Shortlist.
Nach einem Dank an die Sponsoren und die achtköpfige Jury, deren Mitglieder kurz namentlich genannt wurden, sollten mittels der kreativen Kurzfilme – dafür zeichnet sich Heiner Henzel verantwortlich – die zehn Shortlist-Nominierten vorgestellt werden. Doch da hing die Technik, es gab Tonprobleme, woraufhin angekündigt wurde, dass sich die Nominierten vor Ort selbst in Form eines Interviews kurz vorstellen sollten. Schließlich müsse der Timeslot eingehalten werden. Dies führte zu einem kleinen Adrenalinschock bei den drei Stellvertretern von ‚astikos’, die auf diese Improvisationseinlage nicht vorbereitet waren. Sie waren als erstes an der Reihe, weil das Zeigen der Trailer und die Vorstellung der Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge geschehen sollten. Doch zur Erleichterung von vermutlich allen Nominierten ging der Ton auf einmal doch, sodass die Trailer noch alle abgespielt werden konnten. Diese konnten bereits im Vorfeld über die Homepage des Börsenblatts angeschaut werden und sind nach wie vor abrufbar.
Im Anschluss daran betrat Nikola Richter die Bühne. Die Gewinnerin von vor zwei Jahren war genauso anwesend wie Torsten Woywood, letztjähriger Gewinner und aktuelles Jurymitglied. Als Laudatorin verkündete sie den Gewinner Daniel Beskos (39), der die über 3 kg schwere Glasbaustein-Trophäe schließlich in die Höhe recken durfte. Beskos ist Verleger des Hamburger mairisch Verlags – und noch so vieles mehr. Besonders wenn man an die Erfolgsgeschichte des Indiebookdays denkt, dessen Erfinder er ist, wird klar, dass er definitiv nicht unverdientermaßen gewonnen hat. Genauso hätten die Auszeichnung im Grunde aber alle Anwesenden der Shortlist verdient, die sich ein wenig auch als Gewinner fühlen konnten, wurde doch auf ihre Projekte, und auf sie selbst mit der Nominierung, dem dazugehörigen Trailer und einem Artikel auf der Webseite des Börsenblatts und einer Kurzvorstellung in der Fachzeitschrift aufmerksam gemacht. Außerdem gab es für sie ein Jahresabo des Börsenblatts und eine Freikarte für den Business Club der Frankfurter Buchmesse 2016 oben drauf.
Der Wortlaut der Laudatio und weitere Informationen über die Veranstaltung und über Beskos können in diesem Artikel des Börsenblatts nachgelesen werden:
https://www.boersenblatt.net/artikel-daniel_beskos_gewinnt_boersenblatt_young_excellence_award_2016_.1244141.html
Nun zu den eingangs wiedergegebenen kritischen Worten:
Die Award-Verleihung ist eine schöne Zusammenkunft der Branche gleich am ersten Messetag. Und gibt es nicht für alles auf der Messe Preise? Für Autoren, Bücher, Comics sowie die Buchbranche betreffend zum Beispiel für Marketingkonzepte und Verleger. Wieso sollte es nicht also auch einen Preis für die Nachwuchskräfte geben?
Die Nominierten und Ausgezeichneten der letzten drei Jahre machen nur einen Bruchteil der jungen Nachwuchskräfte aus. Sie sind die Stellvertreter einer kreativen, ideenreichen, engagierten Jugend, die die Zukunft der Buchbranche ist – und die Gegenwart im Moment schon prägt.
Vielleicht ist der Preis ja auch gerade deshalb sinnvoll, weil auf diese Weise die Alteingesessenen mindestens einmal im Jahre daran erinnert werden, dass die sogenannten Young Professionals leistungsstark sind und daher eine gerechte Bezahlung sowie bessere Arbeitsbedingungen verdienen!
Tobias Mohr
Weitere Informationen:
Zehn Büchermenschen von Format:
https://www.boersenblatt.net/1236737/
Börsenblatt-Porträt des Preisträgers in Wort und Bild:
www.boersenblatt.net/1240456/
Video-Porträts:
Playlist im YouTube-Kanal des Börsenblatts