Unter dem Motto „Verlegen in Zeiten der Transformation“ lud b.i.t online am Messemittwoch zur Diskussion mit Vertretern kleiner und mittlerer Wissenschaftsverlage.

Gesprächsgegenstand war Open Access (OA). Im etwas
dramatisch formulierten Untertitel der Veranstaltung hieß es: Aufstand der Buchhändler. Widerstand gegen die Transformation des Publikationswesens.

Über die Buchhändler wurde jedoch nicht gesprochen, vielmehr gaben die geladenen Verleger ihre Sicht auf die aktuelle Lage. Und hier zeigte sich deutlich, wie groß die Schere in der Unternehmenspraxis nach wie vor ist. Während mit Xenia van Edig (Copernicus Verlag) und Frauke Ralf  (open access business development/ Thieme Verlag) ausgewiesene OA-Profis auf dem Podium saßen, beziffert Bruno Vogel (Vertriebsleiter Georg Olms Verlag) sein traditionelles Kerngeschäft nach wie vor auf 80%.

Woran liegt es, fragte Moderator Sven Fund (Peter Lang Verlag), dass sich OA nur langsam am Markt durchsetze. Die Steakholder seien sich nicht einig, konstatierte Dr. Anke Beck (CEO De Gruyter). Wissenschaftliches Publizieren funktioniere verschieden. Neben den Wissenschaften,
die schnell veröffentlichen wollen, weil Daten sich relativ bald überholen, geben es die Geisteswissenschaften, deren Ertrag langsamer erscheine, aber lange gültig sei. Und diejenigen, die den Markt bestimmen, die „Happy Five“, sehen eben nicht die Marge wie bei den herkömmlichen Modellen.

Heißt das nun, es gibt nicht die entsprechende Nachfrage? Oder stimmt schlicht das Angebot nicht? Van Edig scheint das mit ihrer Aussage zu bestätigen, wenn sie urteilt, dass Innovation kein Selbstzweck sei und die oft an den Bedürfnissen der Kunden, also der Wissenschaftler, vorbeigehe.

Die Einstellung vieler kleiner Verlage, so Daniel Ebneter (S. Karger AG), wird es ihnen künftig schwer machen. Um  mitzuhalten könne man nicht im Alten verharren, auch wenn Innovation kostet. Die als „Miss Open Access“ bezeichnete  Frauke Ralf ist da jedoch schon einen Schritt weiter. Für sie sind die wilden, innovationsreichen Zeiten, in denen alles möglich schien, bereits wieder vorbei. Für sie stellt sich eher eine Qualitätsdiskussion: Nicht wie, sondern was wird veröffentlicht? Und vor allem: Was kommt nach der Transformation? Im Zukunftsbild der Gäste ist der Verlag ein Service-Erbringer, dessen Hauptaufgabe im Qualitätssichern und Kuratieren von Daten besteht. Kooperation mit Dienstleistern wird noch wichtiger, die Preprint-Server und Plattformen weiter Erstarken.

Ob denn die Wissenschaftler wüssten, was sie täten, wenn sie bei den „Happy Five“ veröffentlichen, kam die Frage aus dem Publikum. Nein, sie wüssten es nicht immer und ja, die Entscheidung, wo ein Autor publiziere, sie auch zu einer politischen geworden. Die anderen wichtigen Steakholder, die Bibliotheken, wurden als smarte Partner gelobt, aber ihre Rolle würden sie noch nicht ganz wahrnehmen.

Doch der überwiegende Tenor auf dem Podium lautet, dass die Zeiten gerade für kleine Wissenschaftsverlage gut sind. Die Verlagsbranche steckt den Umbruch generell besser weg, als die Musikbranche ein paar Jahre zuvor. Auch wenn eingangs die Langsamkeit der Entwicklung beklagt wurde, weiß man, dass sowieso alle Teilnehmer nolens volens mit an Bord der MS Transformation sind. „Eine derartige Veränderung hat es im Verlagswesen seit 300 Jahren nicht gegeben“, sagt Ebneter. „Und wann hat man denn schon mal die Chance, sich ganz neu zu erfinden?“

 

Elisabeth