Der freitägliche Messerundgang „Tag, ich bin die Zu Kunft, ich wäre dann da“ brachte eine illustre Runde von Teilnehmern ins Gespräch mit vier Unternehmen, die den Buchmarkt mit neuen Ideen bereichern wollen. Die Firmen stellten ihre Geschäftsmodelle vor und standen Rede und Antwort. Ich darf vorweg nehmen: Der Rundgang hat sich gelohnt!

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flipintu, Ulrich Coenen
© Svenja Monert

Die erste Anlaufstelle war der Messestand von flipintu, „einer Datingplattform für Menschen und Inhalte“, wie Ulrich Coenen erklärte. Leser finden auf flipintu verschiedene Textformen, wie Zeitschriftenartikel oder Bücher, und können nach Anmeldung erste Interessensfelder angeben. Je mehr sich der User auf der Plattform aufhält, liest und stöbert, desto genauer werden die Metadaten und dementsprechend die Textvorschläge, die das Programm ihm machen kann. Das lohnt sich nicht nur für Leser oder für Blogger, die durch aktives Schreiben und Kommentieren der Titel auf flipintu finanziell beteiligt werden und auf deren Blogs online verwiesen wird. Ziel ist es auch, einen Dienst für Verlage anbieten zu können, der ihnen hilft, Nutzer für bestimmte Inhalte zu finden.

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Buchtalent, Sönke Schulz
© Svenja Monert

Bei tredition, der nächsten Station des Rundgangs, wurde ein spannender Dienst für Verlage und besonders für neue, talentierte Autoren vorgestellt. „Buchtalent“ heißt das Projekt und es stellt die Arena dar, in der talentierte Autoren die Feuerprobe bestehen und sich bewähren können. Erhält ein Verlag ein neues Manuskript, bei dessen Autor er eine gewisse Begabung und Potenzial wittert, ist aber noch kritisch, ob der Titel seine Käufer und Leser finden kann, soll in Zukunft nicht einfach eine Absage geschrieben werden. Der Verlag kann ab sofor eine Empfehlung aussprechen und dem Autor mittels eines Codes Zugang zu Buchtalent verschaffen. Dort tritt man in Vorleistung und macht den Titel für den Handel und die Leser als E-Book und gedrucktes Buch zugänglich. Bis die ersten 1000 Exemplare verkauft sind, hat der empfehlende Verlag die exklusive Einsicht in die Verkaufszahlen und kann sich auf dieser Basis im Nachhinein entscheiden, dem Autor ein Angebot zu machen. Geschieht das nicht, weil der Titel möglicherweise nicht in das Verlagsprogramm passt, bedeutet das für den Autor aber nicht das Aus. Nach dem Verkauf der magischen 1000 Exemplare, werden die Verkaufszahlen auch für andere Verlage sichtbar, die jetzt zuschlagen können. Der Vorteil für Verlage: Bis keine feste Kooperation zwischen Autor und Verlag zustande gekommen ist, bleibt das Ganze ein kostenfreier Service.

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Caramelized
© Svenja Monert

Weiter führte der Rundgang zu den Ständen von Caramelized und Rowohlt, dort wurden E-Book-Projekte präsentiert, die mehr sind als reiner Text. Caramelized hat sich auf Kochbücher spezialisiert und bietet einen Service an, der mithilfe der von ihnen angebotenen App aus einem digitalen Kochbuch ein richtiges Kochhelferlein macht. Öffnet man ein über den Applestore – weitere Möglichkeiten sind in Arbeit – gekauftes Kochbuch mit der App auf seinem Tablet, hat man nicht nur ein schönes Kochbuch, sondern auch noch jede Menge Zusatzfunktionen, wie Rezeptberechnung für unterschiedliche Personenanzahlen, Einkaufslisten und Timer für die Schritte, die man gerade durchführt.

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Rowohlt Anne-Claire Kaufmann
© Svenja Monert

Die so genutzten Kochbücher sind mehr als Text und liegen damit scheinbar im Trend, denn das Konzept, das Anne-Claire Kaufmann bei Rowohlt als nächstes vorstellte, zeichnet sich besonders durch seine Transmedialität aus. Der Autor Andreas Winkelmann hat gemeinsam mit dem Rowohlt-Team das „Deathbook“ entwickelt: ein zehnteiliger Serienthriller, der mit mehr als nur Text aufwartet und damit Lesern ein ganz neues Erlebnis bietet. Der als autobiografische Fiktion angelegte Thriller lässt den Leser Videos sehen, die auch die Figur Andreas Winkelmann im Buch sieht, er liest Chats in Echtzeit mit und sieht Tränen auf das Papier fallen. Insbesondere kann er alle Figuren auf ihren Facebook-Profilen verfolgen, sich im Deathbook anmelden und dadurch auch Briefe und Anrufe erhalten. Die Fiktion kann weit in die Realität des Lesers hineingeholt werden und findet damit sicher einige neue Leser, die genau diesen spielerischen Aspekt schätzen. Ich finde, dass sich das Projekt alleine deshalb gelohnt hätte, ob das auch das Fazit des Verlags sein wird, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Dieses sowie die anderen Projekte sind es sicher Wert, weiterverfolgt und weitergedacht zu werden. Ein herzlicher Dank gebührt den Mitarbeitern von flipintu, tredition, Caramelized und Rowohlt, die mit viel Freude Einblicke in ihre Zukunft gewährt haben.

Svenja Monert