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© Marcella Melien

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Diskussionsrunde
© Marcella Melien

Eine große Bühne mit vier Tischen, dahinter eine große weiße Papierbahn: Der Raum Europa in Halle 4 wartet am Freitagmorgen darauf, während der dritten StoryDrive-Konferenz von Menschen und ihren Ideen gefüllt zu werden. Das Publikum ist aufgefordert, sich zu den Experten an die Tische zu setzen, mitzudiskutieren, statt passiv zu bleiben. Im Mittelpunkt steht immer die Story, denn jede Person, jede Sache und jeder Ort hat eine Geschichte, die sich mit allen Sinnen erfahren lässt, so der Einladungstext. Geschichten sollen in unsere Realität gebracht und damit verwoben werden. Das Motto: Fiction is real.

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Plakatwand
© Marcella Melien

Frankfurt StoryDrive existiert seit 2010 und ist mittlerweile eine etablierte Marke, so Organisatorin Britta Friedrich. Die Buchmesse ist nicht mehr nur eine Messe für Bücher, sondern für Inhalte und Medien. Im Publikum sitzen Produzenten, Filmmacher, Spielentwickler, Verleger, Autoren, Grafiker: Sie alle erzählen und verkaufen auf die unterschiedlichsten Weisen Geschichten. Ein Marathon von vier Modulen, einem Interview, zwei Wake-up-Calls und einer Keynote, insgesamt vierzehn Sprecher, steht an diesem Tag an. Um alle Themen zu visualisieren, kommt die Künstlerin Anne Lehmann zum Einsatz: Sie hält die Vorträge auf einer langen Plakatwand in Zeichnungen fest.

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Ziad Doueiri
© Marcella Melien

Zum Einstieg erzählt Ziad Doueiri, Kameramann, Autor und Regisseur, von seinem neuen Filmprojekt „The Attack“. An dem Projekt habe ihn die universale Geschichte überzeugt. Dafür habe er viele Schwierigkeiten auf sich genommen. Doueiri, der libanesischer Herkunft ist, drehte in Israel und arbeitete mit israelischen Schauspielern. Doch während der Arbeit gelang es ihm, Feindschaften auszublenden, sich auf die Ästhetik der Filmaufnahmen zu konzentrieren und Gemeinsamkeiten zu seinen Kollegen festzustellen. Seine Erkenntnis: „Menschen, die künstlerisch arbeiten, haben mehr Werte als Politiker, das ist das Großartige an diesem Beruf.“

Im ersten Modul „It’s the end of he story as we know it“ führt Drew Davidson, Professor am Entertainment Technology Centre aus den USA, in Augmented Reality ein, danach stellt Corey King (genannt „Mr. Augmented Reality“) sein ehrgeiziges Projekt „Clandestine Anamoly“ vor, ein Spiel, das man mittels Tablet mit ins „wahre“ Leben, nach draußen, nehmen kann: Der Spieler selbst ist Protagonist, die Nachbarschaft der Schauplatz. Die Frage lautet nur: Wie kriegt man Spieler weg vom heimischen Computer? Und die Antwort: Die Geschichte muss Emotionen wecken, Fragen aufwerfen. Man sage ihm, dass er ein Pionier sei, so King achselzuckend. Den Konsument in die Geschichte einzubauen, darum geht es auch Dimitri Gluchovski, der im zweiten Modul spricht. Sein Buch „Metro 2033“ veröffentlichte er zuerst auf seiner Homepage. „Die Idee, dass frei zugängliche Inhalte Menschen davon abhalten, zu kaufen, ist überholt“, sagt er. Mittlerweile gibt es ein Videospiel zu seinem Buch und eine Folgebände in verschiedenen Sprachen: Andere Autoren platzieren ihre Geschichten im „Metro 2033“-Universum. Die ersten Bände habe er noch selbst gelesen und überprüft, so Gluchovski, aber das sei kaum mehr nötig. Die Fangemeinde sei mittlerweile so groß, dass Fehler und Unpassendes in den Folgewerken sofort aufgespürt und korrigiert werde. Sein Fazit: „Auch wenn Papierbücher aussterben, die Literatur wird für immer bleiben.“

Marcella Melien