Auf dem Young Professionals‘ Day wurde auch ein Kurzworkshop rund um E-Books mit Peter Schmid-Meil angeboten. Dabei räumte er Vorurteile gegenüber diesem neuen Medium aus und zeigte auf, was ein Verlag tun muss, um auf dem aktuelle Stand der Entwicklung zu bleiben.

Laut Schmid-Meil ist Angst das größte Problem bei E-Books derzeit. Angst der Verleger vor Kontrollverlust über ihre Produkte und Kommunikation, Angst vor Selbstkannibalisierung und Angst vor Piraterie. Ein Blick auf die Tatsachen entschärft diese Probleme jedoch. Auf die Darstellung eines E-Books auf Lesegeräten könne man entsprechend Einfluss nehmen, Print- und E-Books verkauften sich blendend nebeneinander und in die Piraterie würden die Leute vorrangig durch schlechten Service getrieben. Um jedoch die Segen der neuen Technologie nutzen zu können, müssen alle Abteilungen eines Verlages die richtigen Entscheidungen treffen und die richtigen Werkzeuge nutzen.

Das geht los bei der Geschäftsführung, die sich festlegen muss, ob sie E-Books machen wollen oder nicht. Und wenn ja, ob die Herstellung intern oder extern erfolgen soll. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass E-Books andere Inhalte und Interaktivitäten ermöglichen.

Auch das Lektorat muss sich umstellen und sich als Produktmanagement verstehen, denn es ist sinnvoll, das Angebot zu diversifizieren: Das E-Book ist nicht die 1:1-Kopie des Buches, sondern bietet andere und zusätzliche Inhalte, ebenso umgekehrt. Dadurch können Preise neu gesetzt und Leseransprüche ganz anders bedient werden.

In der Herstellung ist vor allem interessant, dass die meisten neuen Tools zur Erstellung von E-Books und Apps kostenlos sind, sodass dem Verleger hier kaum neue Kosten entstehen.

Große Änderungen gibt es im Vertrieb, der sich auf die neuen Medien konzentrieren muss. Dazu gehören Online-Marketing, Social Media, Social Reading, Marketingmaßnahmen in Shops und Blogmarketing. Nötig dazu sind natürlich internetaffine Mitarbeiter, die diese Maßnahmen auch ausführen können. Schmid-Meil sagte, dass hierfür auch fachfremdes Personal gut geeignet ist. Zum Vertrieb gehören außerdem die Entscheidungen, ab welcher Größe der Maßnahme eine Agentur beauftragt wird, was nach wie vor nötig sein kann, und wie stark der Verlag auf Eigenvertrieb setzen will.

Die Entwicklungen in der Branche schreiten in derzeit in enormem Tempo voran. Jeder Verlag muss für sich und sein Sortiment überlegen, wann und wie er auf den neuen Zug springen will.

Michael Klink