Per Øystein Roland im Gespräch mit Messereporterin Isabella Kortz auf der Frankfurter Buchmesse

Per Øystein Roland im Gespräch mit Messereporterin Isabella Kortz auf der Frankfurter Buchmesse

Auf der Frankfurter Buchmesse zeigte Norwegen, dass es nicht nur ein besonders attraktives Reiseziel für Naturliebhaber ist. Das kleine Land im hohen Norden hat auch in Sachen Buch Besonderes zu bieten. In Norwegen existiert eine nicht kommerzielle, staatliche Stiftung namens NORLA (Norwegian Literature Abroad), die sich den Literaturaustausch und die finanzielle Förderung von Übersetzungen zur Aufgabe gemacht hat. Kleines Land, große Ziele. Seit 1978 sind mehr als 2000 Bücher norwegischer Autoren in über 50 Sprachen mit Zuschüssen von NORLA übersetzt worden. Auf der Frankfurter Buchmesse war Messereporterin Isabella Kortz im Gespräch mit Per Øystein Roland, dem Referent für Sachliteratur bei NORLA.

Staatliche Zuschüsse für Übersetzungen, das klingt in deutschen Ohren wahrlich zu schön, um wahr zu sein. Herr Roland, was genau steckt hinter diesen fünf Buchstaben NORLA?

So präsentierte sich NORLA am eigenen Stand in Halle 6.0.

So präsentierte sich NORLA am eigenen Stand in Halle 6.0.

Die Abkürzung NORLA steht für Norwegian Literature Abroad. NORLA ist als nicht kommerzielle, staatlich geförderte Literaturagentur zu verstehen, die Kontakte zwischen norwegischen Autoren sowie Verlegern und ausländischen Verlagen vermittelt. Wir vergeben außerdem Reisestipendien für norwegische Autoren und deren Übersetzer, beispielsweise für Lesereisen und bezuschussen Übersetzungen.

Arbeitet NORLA mit allen Verlagen in Norwegen zusammen und welche Bücher werden vermittelt?
Ja, wir kooperieren mit allen norwegischen Verlagen, darunter u.a. Aschehoug, Cappelen Damm und Det norske samlaget. Dabei arbeiten wir aber auch mit kommerziellen norwegischen Literaturagenturen (wie z. B. Hagen und Aschehoug Agency) zusammen. NORLA vermittelt Kinder-, Jugend- und Sachbücher sowie Belletristik.

Auch die finnische Schwesterorganisation FiLi war vertreten am Nachbarstand.

Auch die finnische Schwesterorganisation FiLi war vertreten am Nachbarstand.

Ist dieses norwegische Konzept in Skandinavien einzigartig oder gibt es ähnliche Organisationen auch in den anderen skandinavischen Ländern, wie Dänemark, Finnland, Island und Schweden?
Das System von NORLA ist so in dieser Form tatsächlich einzigartig in Skandinavien. In Finnland gibt es zwar eine ähnliche Organistaion, FiLi (Finnish Literature Exchange), aber die Kollegen dort haben ein ganz anderes Konzept. In Schweden ist dafür der Kulturrådet (Swedish Arts Council) zuständig und auch nicht direkt mit NORLA vergleichbar. Es existieren noch weitere Schwesterorganisationen in Dänemark und Island.

Alle diese Organisationen vermitteln also nur Bücher aus dem eigenen Land?
Ja, so ist es. NORLA, FiLi und auch die schwedischen, dänischen und isländischen Kollegen betreuen jeweils nur die eigene inländische Literatur. Wir kooperieren aber sehr wohl miteinander und unterstützen uns auf organisatorischer Ebene. Wenn sich beispielsweise ein Verleger oder Lektor bei mir nach einem nicht norwegischen Buchprojekt aus einem anderen skandinavischen Land erkundigt, helfe ich ihm selbstverständlich gerne bei der Kontaktaufnahme mit dem richtigen Ansprechpartner.

Die Zusammenarbeit von NORLA mit anderen Ländern geht ja über die Grenzen Europas hinaus. Gibt es „exotische“ Kooperationspartner, mit denen NORLA zusammenarbeitet?
NORLA wirbt weltweit für die landeseigene Literatur, auch in China oder Brazilien konnten wir schon erfolgreich Übersetzungen norwegischer Titel platzieren.

Respekt. Ich stelle es mir gerade im nicht-europäischen Ausland besonders schwer vor skandinavische Themen zu platzieren.
Das ist in der Tat eine große Herausforderung. Wir fokussieren uns auf jeden einzelnen Kunden bzw. Partner und versuchen ein speziell auf diesen zugeschnittenes Verlagsprofil zu erstellen. Nur so können wir garantieren, dass wir trotz gänzlich verschiedenartiger Buchmärkte sowie Lesegewohnheiten und unter der Fülle an Neuerscheinungen trotzdem genau das passende Buch rauspicken und dem richtigen Verlag anbieten.

Wenn ich auf der Suche nach einem geeigneten Übersetzer für mein Projekt bin, könnte ich mich dann auch an NORLA wenden?
Natürlich! Da helfen wir immer gerne. Wir haben eine große Datenbank mit zahlreichen Kontakten von Übersetzern.

Der Hauptsitz von NORLA ist ja in Oslo. Wer und wie kann man sich an NORLA wenden und Kontakt aufnehmen?
Richtig, NORLA hat seinen Firmensitz in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Obwohl ich natürlich absolut rein garnichts dagegen hätte, in einer NORLA-Filliale in New York zu arbeiten … Aber zu Ihrer Frage: Grundsätzlich gilt, es kann sich jeder an uns wenden. Jeder, der allgemein an norwegischer Literatur interessiert ist, der eine Frage zu gezielten Projekten hat oder einfach nur eine allgemeine Auskunft benötigt. Am besten eine Mail schreiben an: firmapost@norla.no Wir sind auch im Internet zu finden unter: www.norla.no

Letzte Frage: Sind auf Ihrer Website auch die norwegischen Bestsellerlisten einsehbar?
Nein, auf unserer Homepage leider nicht. Aber die norwegische Bestsellerliste findet man im Internet unter: www.bokogsamfunn.no Und wir helfen dann sehr gerne bei der Vermittlung, Kontaktaufnahme und Förderung einer Übersetzung. Außerdem nehmen wir gerne alle Interessierten in den Verteiler für unseren regelmäßigen Newsletter auf.

Herr Roland, vielen Dank für das Gespräch und gute Heimreise.

 Isabella Kortz