von Stefan Katzenbach

Am 9. Februar 2016 bekam die Schweizer Schriftstellerin Ruth Schweikert die Diagnose: Brustkrebs. In ihrem autofiktionalen Buch, „Tage wie Hunde“, das sie auf einer Lesung der Leipziger Buchmesse präsentierte, beschreibt sie die Folgen und den Umgang mit der Krankheit. Es ist aber auch ein Versuch, das Thema aus einer literarischen Perspektive zu fassen.

Es sei kein „privates Tagebuch“ , erklärt Schweikert im Gespräch mit ihrem Lektor Sascha Michel. Die Idee des Buches sei ihr zwar nach der Diagnose gekommen, sie wollte der Erkrankung aber stärker „literarisch“ begegnen. Eine reine Erzählung auf der privaten Darstellungsebene reichte deshalb nicht aus. Über die „gesellschaftliche Dimension“ der Erkrankung nachzudenken sei ihr wichtiger gewesen und darüber zu schreiben, wie Krebs in der öffentlichen Wahrnehmung thematisiert würde, auch wie die Medien über die Krankheit berichten. In ihren Augen reduziert man dort noch zu sehr auf den körperlichen Verfall betroffener Personen. Eine „notwendig andere Dimension des Menschen“ zu zeigen, das wolle sie erreichen. Distanz zu der reinen Körperlichkeit der Krankheit, diese Reflexion schaffe Freiräume für ein Nachdenken.

„Wie soll ich mit einer Kanüle im Arm kämpfen?“

Diese Frage stelle sich eins ums andere mal. Sich im Zustand körperlicher Erschöpfung gegenüber der Krankheit zu behaupten, sei so schwierig, dabei eine angemessene Sprache zu finden, gleichsam problematisch: Kann man den Verlauf einer Krebserkrankung wie eine klassische Heldengeschichte erzählen, an deren Ende die Heilung steht? Für Schweikert komme das alles nicht in Frage. Viele Elemente der Erkrankung würden so erst gar nicht thematisiert. Gefunden habe sie eine Sprache, die zugleich distanzlos sowie distanziert sei. Detailverliebte Beschreibungen wechseln sich mit Satzfragmenten ab, die eine Überforderung aller Beteiligten in und mit Situationen illustrieren. Kurznachrichten von und an die Ich-Erzählerin in kurzen, teils unvollständigen und grammatikalisch falschen Sätzen. Diese Wechsel seien für sie eine Möglichkeit, neben„einer Distanzlosigkeit“ zugleich eine „Distanz zur eigenen Geschichte“ zu halten, erklärt Schweikert ihre Herangehensweise.

Stets ist die eigene „Überforderung“ beim Formulieren der Sätze ein wesentlicher Aspekt ihrer Arbeit, die „Nicht-Sinnhaftigkeit“ der Krankheit darzustellen. All das drängt unweigerlich Fragen auf: Warum trifft es mich, aber nicht die anderen? Zugleich auch: Wieso mich nicht, dafür aber andere? Die Idee zur Unterteilung der Geschichte in sieben Wochentage, die mit einem Dienstag beginnt, habe sie beim Besuch einer Ausstellung in Paris beschlossen, erklärt Schweikert. In dieser Ausstellung mit dem Titel „Dog days“ sind Arbeiten in 14 Räume nach Tagen und Nächten geordnet. „Dieses Ordnungsprinzip hatte mich überzeugt“, so die Schweizer Autorin. Und so habe sie auch ihr Buch benannt.