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Social Reading
© Marcella Melien

Die 90-9-1 Regel von Nielsen besagt, dass 90 Prozent der Internetnutzer passiv konsumieren, 9 Prozent hin und wieder etwas beitragen und nur 1 Prozent aktiv Content liefert. Das klingt nicht gerade nach einer vielversprechenden Ausgangssituation für Social-Reading-Plattformen, die Gespräche über Bücher ins Netz holen und traditionelle Lesekreise erweitern oder ersetzen wollen. Trotzdem gelten sie als eine Chance, Bücher zu besprechen, die im Feuilleton der Presse keinen Platz finden. Im Rahmen des Young Professionals Day am Samstagnachmittag, organisiert von der Frankfurt Academy in Kooperation mit dem Mediacampus Frankfurt und der Abteilung Berufsbildung im Börsenverein, widmete Dominique Pleimling dem Thema einen Vortrag und stellte verschiedene Plattformen vor. Das Vorbild aus den USA ist Goodreads und gehört mittlerweile zu Amazon. Die deutsche Pendants sind LovelyBooks, dieses wird allerdings von bestimmten Genres, wie Frauenliteratur und historischen Romanen dominiert, oder Readmill, dessen Gründer aus der Musikbranche kommen. Über die Moderatoren dieser Plattformen gehen Leseexemplare von Verlagen an Multiplikatoren, im Idealfall funktioniert das als virales Marketing. Ein neues Beispiel ist sobooks, der Verlag von Sascha Lobo, der für Pleimling zu „Social Reading 2.0“ zählt: Die hier angebotenen Bücher können mit für andere Leser sichtbaren Kommentaren versehen werden. Das Buch ist damit ein soziales Medium und es besteht die Hoffnung, dass auf diese Weise Gespräche entstehen.

Aber wie sind die Plattformen aufgebaut und wie verdienen sie Geld? Um dies zu verdeutlichen, analysierten die Teilnehmer in Kleingruppen Plattformen nach dem neunteiligen Business-Canvas-Model, das unter anderem nach Nutzenversprechen, Partnern, Kundenbeziehung, Kosten und Erträgen fragt. Werbung und Affiliate, also die Weiterleitung zu Kaufprozessen, sind eine Möglichkeit. Auch die Daten der Nutzer sind wertvoll und für Verlage zwecks Marktforschung interessant. Vorteile für den Nutzer sind unter anderem direkter Kontakt zu Autoren und anderen Lesern, Selbstdarstellung und effiziente gemeinsame Arbeit an Texten, etwa im wissenschaftlichen Bereich.

Während der Gruppenarbeit kamen mehrere Ideen zur Sprache, für welche Zielgruppen Social Reading Plattformen interessant sein könnten – das Angebot wird also in Zukunft sicherlich wachsen.

Marcella Melien