Carolin Reif von epubli © Tanja Steinlechner

Carolin Reif von epubli
© Tanja Steinlechner

Sophie Schmidt (Head of Author Relations & Marketing) und ihr epubli-Team lerne ich auf der Buchmesse nach der Virenschleuderpreisverleihung kennen. Wir trinken, wir lachen, wir plaudern: Über virales Marketing (die epublis stehen auf der Shortlist des Virenschleuderpreises), über ihr Mauerprojekt, über ungeheure Möglichkeiten für Autoren durch Selfpublishing.

Aber langsam, der Reihe nach.

epubli, Selfpublishing und neue Wege für Autoren
Mit Carolin Reif (Autorenberatung bei epubli) spreche ich einen Tag später und ausgeschlafen am Messestand. Weshalb entscheiden sich Autoren fürs Selfpublishing?

Die Gründe sind vielfältig. Einige sehen sich gar nicht als klassischen Autor, der einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden will. Lediglich Ihre Familiengeschichte wollen sie drucken lassen. Andere sind Wissenschaftler, die ihre Vorträge für die Studenten veröffentlichen möchten, möglichst schnell soll das gehen und digital verfügbar sein. Fotografen gibt es und Blogger, deren Follower endlich ein Buch der Best-of-Beiträge wollen. Digital oder Print? Wozu entscheiden? Beides geht bei epubli.

Der Autor hat ein hohes Maß an Selbstbestimmung. Er allein entscheidet über das Format. Niemand wird aussortiert, aber auf Wunsch beraten. Die epublis arbeiten deshalb mit einer Reihe ausgewählter Dienstleister zusammen: Buchprofis jeder Couleur, die sich um Covergestaltung, Lektorat, Korrektorat, u.a. kümmern. Wichtig ist ihnen dabei Transparenz: Welche Leistung bekomme ich für welchen monetären Einsatz? Ein Preisrechner im Netz gibt Auskunft. Je nach Produktionskosten und Endpreis ergibt sich die Gewinnspanne für den Autor. 60 bis 80 Prozent beim E-Book sind möglich. Der Autor entscheidet auch, ob er auf Lager sein will oder ob er auf Bestellung gedruckt werden möchte (Books on Demand). „Nur wenn unsere Autoren verdienen, verdienen wir auch“, sagt Carolin Reif.

Hybridautoren
„Mittlerweile gibt es auch Hybridautoren, die sowohl bei einem klassischen Verlag veröffentlichen als auch selbst publizieren.“

Ein Beispiel ist Thorsten Nesch vom Rowohlt Verlag. „Bei uns publiziert er vor allem E-Books“, sagt Reif. „Es gibt Titel, die sein Verlag gerne machen möchte, die aber nicht zeitnah erscheinen können. Selfpublishing ist schneller und wer nicht für jedes neue Buch eine große Vorlaufzeit einkalkulieren möchte, weil er auch von der Menge der publizierten Bücher leben muss, wer Titel jenseits des Verlagsprogramms öffentlich machen will, der hat durch das Selfpublishing dazu gewonnen.“

Selfpublishing ist durchaus eine Möglichkeit Gewinn zu erzielen. Vor allem innerhalb bestimmter Genres können Autoren Geld verdienen. Bei epubli gibt es sie, die Schriftsteller, die von ihrem Schreiben leben können. Meist schreiben sie E-Books. Romance und Erotik gehen besonders gut. „Wichtig für den Verkaufserfolg ist das professionelle Cover“, verrät Reif. „Wer sich allerdings dauerhaft etablieren will, benötigt auch ein Lektorat. Qualität setzt sich durch. Ein gelungenes Marketing entscheidet über die Sichtbarkeit.“

Marketingbeispiel: Glienicker Brücke und Trabbi

Ein Trabbi am Messestand © Tanja Steinlechner

Ein Trabbi am Messestand
© Tanja Steinlechner

Spannendes Marketing dafür ist epubli bekannt. Bei einer firmeninternen Ausschreibung hat sich ein Projekt durchgesetzt, das in Folge für den Virenschleuderpreis nominiert wird und auf der Shortlist landet.

Geplant ist zunächst eine Kooperation mit dem Story Bunker in Berlin. Ergänzend zu einer Ausstellung zum Thema Mauerfall will epubli ein Modell der Glienicker Brücke bauen, die den ehemaligen Osten vom Westteil der Stadt trennt. Die Publisher fordern ihre Autoren auf, ihre Mauerfallgeschichte aufzuschreiben, um diese an die Brücke zu hängen. Mitmachen dürfen aber auch die Besucher des Museums. Die Brücke ein Symbol zwischen den Welten, ein Verbindungsglied und lebendige Geschichte.

Auf der Frankfurter Buchmesse ist das Modell der Brücke jetzt zu bewundern. Otto Hopmann hat es gebaut. Ihn haben die epublis digital gefunden und für das Projekt gewonnen. Er ist ein Hobbybrückenbauer und auf ebay-Kleinanzeigen sichtbar geworden. Der Messe gefällt das Projekt so gut, dass sie epubli unterstützt und ihnen Standfläche bietet, kostenfrei. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Die Familie Wagner aus Gießen hat einen alten Trabbi, der von der Künstlerin Andrea Grube bemalt worden ist. Auch er ein Symbol für Verbundenheit. Die eine Seite zeigt den ehemaligen West-, die andere den ehemaligen Ostteil Deutschlands.

Kodakmoments wiederum, ist auch begeistert. Sie werden kurzerhand Kooperationspartner von epubli. Jeder Besucher der Buchmesse kann sich deshalb mit dem Trabbi fotografieren lassen und bekommt das digitale Bild analog ausgedruckt: Sofort zum Mitnehmen und gratis. Am Stand sind Zeitzeugen wie der ehemalige MDR-Journalist und Stasi-Mitarbeiter Horst Mimpel. Eine Fotoausstellung von Jürgen Schmidt Lingner, einem epubli Autor, gibt es noch dazu zu bestaunen.

Denn die epublis schreiben den Moment und die Begegnung mit Ihren Kunden groß: „Interaktion ist uns wichtig. Wir publizieren digital und Print, beliefern den stationären Buchhandel ebenso wie die Plattformen im Netz. Wir sitzen an der Schnittstelle zwischen on- und offline. Unsere Kunden aber lernen wir gerne auch analog kennen.“
Tanja Steinlechner