Warum in den USA Hühner nicht küssen, was der Unterschied zwischen Marktlücke und –loch ist, dass 30-Jährige eher orange als babyblau mögen, und dass auch Verlage goldene Schallplatten verliehen bekommen – Die NRW-Stammtische der Jungen Verlagsmenschen Düsseldorf und Köln waren am 25. November eingeladen, die Patmos Verlagsgsgruppe kennen zu lernen.
Stefanie Heim und Heike Hermann vom Düsseldorfer Stammtisch haben ihre Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Abteilungen dazu überredet, uns über ihre Arbeit zu berichten. Diese quasi letzte Gelegenheit, denn Patmos wechselt bekanntermaßen zum BI nach Mannheim, nutzten rund 15 von uns.
Zuerst ging es in die Presseabteilung. Alexandra Hahn zeigte uns das Buch, das uns heute noch öfter begegnen sollte. „Das Rote Buch“, C. G. Jungs handgeschriebenes und -gemaltes einzigartiges Vermächtnis, war ein Glücksfall für die Pressearbeit, sogar international wurde es reichlich besprochen – bekannt aus Funk und Fernsehen, wie man so schön sagt.
Ein Glücksfall auch für den Vertrieb? Aufgrund des Preises ließen sich die Buchhandlungen nicht sofort überzeugen, dass das ein Must-Have-Titel des Herbstes sein würde. Sonst ist man sich eher einig im Vertrieb mit dem Buchhandel. Hier werden schon mal Titel-Gestaltungen geändert, weil der Buchhandel sicher ist, so kauft der Kunde das nicht. Ein Buch über Menschen um die 30 braucht Prilblumen und viel Orange – ganz klar!
Wieviel Aufwand es war, die teilweise bereits aus der Handschrift übertragenen, aber ins englische übersetzen Passagen aufzuarbeiten, mit dem bekannten Werk des Autors in Verbindung zu setzen und dann mit der Erbengemeinschaft abzustimmen berichtete uns Lektorin Christiane Neuen. Heike arbeitet mit ihr eng zusammen und bearbeitet die Titel der Psychologie-Abteilung des Verlages.
Dass es manchmal schwer ist, die Lizenz für einen Titel zu bekommen, davon können die Lektorinnen leidlich berichten. Dass die Preise in die Höhe schnellen, wenn es um die eigenen Titel geht – das freut wiederum die Lizenz-Abteilung. Frau Winterhager und Frau Stegmann zeigten uns, was aus Titeln werden kann, wenn sie in einem anderen Land oder anders gebunden herausgegeben werden. Manchmal liegt die Gefahr im Detail. Dass die Hühner in der amerikanischen Ausgabe der Lieselotte-Bücher nicht küssen, sondern nur knuddeln dürfen, dass muss wohl eine nationale Besonderheit sein.
Lizenzen einkaufen, darum ging es auch in der Hörbuchabteilung. Dirk Kauffels liest Neuerscheinungen um herauszufinden, ob sie zum Hörbuch taugen. Manchmal muss man da schweren Herzens einen Titel weglegen, da er so dicht geschrieben ist, dass der Umfang des Hörbuches zu groß würde. Anne Kaffekanne ist natürlich die bekannteste Produktion, aber auch für andere Titel gibt es schon mal die ein oder andere goldene Schallplatte. Dirk Kauffels begleitet den gesamten Prozess der Hörbuchverarbeitung. Von der Auswahl des Titels bis zur Auffüllung mit Geräuschen.
Zum Abschluss lud uns noch Klaus Kämpfe-Burghardt, der Geschäftsführer von Patmos, zum Gespräch ein. Er berichtete ohne Umschweife vom geplanten Umzug und warum er für den Verlag Sinn macht. Den Markt zu beobachten ist für den Verlag unerlässlich, nicht zuletzt um den Marktlöchern auszuweichen und Marktlücken für ein innovatives Produkt zu finden.
Anja Bergmann