Wie gründet man seinen eigenen Verlag? Wie lange dauert es, bis das erste eigene Buch erscheint? Was muss man dabei alles bedenken? Ein Gespräch mit einer angehenden Verlegerin, die gerade mitten im Prozess der Gründung steckt.

Bei einem Messerundgang der Bücherfrauen zum Thema „Frauen gehen in Führung“ lerne ich Helen Klaus kennen, die sich durch besonders interessiertes Nachfragen bei den weiblichen Führungskräften der verschiedenen Verlage, die wir besuchten, auszeichnet. Wie sich herausstellt, ist sie selbst gerade dabei, mit einer Freundin einen Verlag zu gründen, was ich sehr spannend finde. Eine Frau der Tat! Die nicht nur schreibt, sondern sich auch ums Veröffentlichen kümmert! Die also Nägel mit Köpfen macht!

Zusammen mit Sarah Stanojevic möchte sie im nächsten Jahr ihr erstes Buch veröffentlichen, eine Anthologie zum Thema „Abgeranzte Liebe“. Dazu haben sie Autorinnen und Autoren aus München und Umgebung (wo die beiden leben) eingeladen, ihnen passende Kurzgeschichten zu schicken, und steuern auch eigene Texte bei. Im Moment befindet sich der

(c) Barbara Wiebking

Band in Vorbereitung, im nächsten Frühjahr soll er erscheinen. Zugleich haben sie noch mehrere andere Baustellen zu bewältigen: Neben der Auswahl der Texte gilt es, die passende Unternehmensform zu finden. Einen Namen für das Projekt haben die beiden schon, er lautet „Hummel und Sahne“.

So besuchen die beiden, die übrigens einen naturwissenschaftlichen Background haben und sich beim Münchner Autorenstammtisch kennengelernt haben, derzeit Gründerseminare bei der IHK und bereiten sich mit Hilfe des Existenzgründungsportals des BMWi auf ihr Dasein als Unternehmerinnen vor. Zugleich will die Verlagshomepage vorbereitet werden, es gilt, DSGVO-Anforderungen zu berücksichtigen und ein Verlagsprofil zu entwerfen. Fest steht, dass es in Richtung junge Gegenwartsliteratur gehen soll, für Leserinnen und Leser zwischen 20 und 40. Die Texte sollen sowohl gedruckt als auch als E-Book erscheinen, angedacht sind bislang 1-2 Anthologien pro Jahr, und das Profil soll kantig sein.

Als Erstbesucherin der Frankfurter Buchmesse nimmt Helen viele Anregungen und Kontakte von der Messe mit. Beim Rundgang, in Workshops und Vorträgen hat sie so viel Verlagswissen aufgesogen, wie sie nur konnte, und so lautet denn auch ihr Tipp für künftige andere Verlagsgründer*innen: informieren, informieren, informieren. Die Jungen Verlagsmenschen drücken Hummel und Sahne die Daumen und sind gespannt auf „Abgeranzte Liebe“!

Text und Bild: Barbara Wiebking, Titelbild: Sarah Stanojevic