Diskussionsrunde auf der Frankfurter Buchmesse:
Umsatzeinbußen, Eventausfälle, von heute auf morgen ins Home-Office – Folgen der Corona-Pandemie
Wie Medienunternehmen darauf reagieren und was sie aus dieser turbulenten Zeit lernen können

Von Svenja Kordmann

Was bisher geschah

Die erste Frage der Diskussionsrunde von Moderator Bernd Adam von der Deutschen Fachpresse hat es in sich: „Was ist bei Ihnen nach dem 13. März, nach dem Corona-Lockdown, passiert?“

Detlef Büttner, Geschäftsführer des Fachmedienhändlers Lehmanns Media, erzählt von einem Stresstest der besonderen Art. Auf der einen Seite mussten seine Kund:innen ins Home-Office und der stationäre Handel musste zeitweise schließen. Auf der anderen Seite gab es durch Webshops oder Online-Bibliotheken doppelte Umsätze. Die zentralen Fragestellungen, die es zu klären gilt: Wie kann ich das Wissen übertragen? Und welche Inhalte möchte ich meinen Mitarbeitenden zur Verfügung stellen?

Bei der Vogel Communications Group mussten viele Veranstaltungen abgesagt oder umgeplant werden. Auch Messezeitungen fielen weg. Laut Dr. Gunther Schunk, Chief Communication Officer, schafften sie es binnen zwei Wochen 98 Prozent der Mitarbeitenden erfolgreich ins Home-Office zu bringen. Es sei der härteste Einbruch seit dem zweiten Weltkrieg für das 127-jährige Traditionsunternehmen gewesen. Der seit 3 Jahren geplante Strategiewechsel kam zugunsten. Und nach dem ersten Schock der Digitalisierungsschub. Vogel habe unglaubliche Fortschritte gemacht in der Anwendung von Tools, weg von den Dienstreisen hin zu Zoom-Konferenzen.
Es galt damit einhergehende Kommunikationsregeln und Normen zu etablieren und die Unternehmenskultur weiterzuentwickeln. So entstanden digitale Unternehmensrundgänge, digitale Messestände, eine übergreifende Industriemessezeitung, zahlreiche Hybrid-Modelle, eine Network-Plattform und der ersten Jogginghosenkongress. Die interne und externe Kommunikation sei wichtiger geworden.

Auch Jörg Mertens, Geschäftsführer des Bereichs Business Information, DuMont Mediengruppe, erzählte, sie fühlten sich in der Digitalisierungsstrategie bestätigt. Die interne Umstellung habe bei allen gut funktioniert, allerdings gab es auch hier einen Rückgang im Seminargeschäft. Es habe einen großen Lernerfolg gegeben. So wurden innerhalb von zwei Wochen neue Formate aus dem Boden gestampft und getestet, was funktioniert und was nicht. Vor-Ort-Veranstaltungen könnten nicht 1:1 digital umgesetzt werden. Es galt die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, das habe DuMont auch mithilfe eines eingestellten Didaktikers und Experten geschafft. Preismodelle mussten verändert, Referent:innen geschult und die Angebotsformate kleinteiliger gestaltet werden.

Und was bringt die Zukunft?

Mertens geht mit DuMont voller Hoffnung in die Zukunft. Es sei wichtig, die hybriden Vorteile digital mit den Vorteilen des physischen Treffens zu kombinieren. In Zukunft gebe es große Potentiale für das Seminargeschäft. Er ist hoffnungsvoll, dass sie gestärkt aus der Krise herausgehen und merke jetzt schon, dass Kund:innen und Mitarbeitende darauf brennen, das Beste aus beiden Welten mitzunehmen.

Schunk von Vogel ist sich sicher, dass der Wert der Live-Kommunikation immer noch der direkteste, persönlichste und damit auch der erfolgreichste sei. Das alte Konzept Vortrag – Vortrag – Vortrag – Kaffeepause sei jedoch tot, deshalb rücken neue Formate in den Vordergrund. In Zukunft will die Würzburger Vogel Communications Group vermehrt auf Agenturservices setzen, beispielsweise mit der Agentur Schoesslers oder der Vogel Cooperate Media Agentur. Gerade Krisenkommunikation habe eine neue Bedeutung erhalten. Vogel spräche die Sprache der Branche und der Märkte und will deshalb mit zusammenhängenden Stories Unternehmen zu einer neuen Durchschlagskraft verhelfen. Mehr Relevanz in der Information, mehr Effizienz in der Kommunikation, mehr Agilität in der Reaktion und eine beinharte Disziplin in der Kostenreduktion – auf diese Art hätten Fachmedien eine gute Chance, sich immer weiterzuentwickeln und den Kund:innen nah zu bleiben.

Auch Büttner (Lehmanns Media) sieht die Herausforderungen der digitalen Formate. Hier gebe es keine Zwischentöne, es würden lediglich Informationen ausgetauscht. Deshalb entstehe auch keine direkte, persönliche Beziehung zwischen den Menschen. Für die Printmedien singe er keinen Abgesang. Neben den Digitalisierungsschüben in Beschaffung und Einkauf gebe es keinen dramatischen Einbruch im Printgeschäft. Laut Büttner werde in Zukunft die Relevanz von Wissenschaft und Forschung weiter steigen.

Der Buchbranche sollte demnach die Bedeutung zugemessen werden, die ihr auch zusteht. Es sei eine wunderbare Bestätigung für den gewählten Beruf: Wissen zur Verfügung zu stellen, ganz unabhängig davon, wo andere herkommen. Insgesamt wage er keine Prognose, was das neue „Normal“ sein werde, allerdings spiele die Bereitschaft sich immer wieder zu verändern und alles zu hinterfragen eine wichtige Rolle. Büttner ist davon überzeugt: Wenn man sich zusammen mit den Kund:innen verändere, müsse man sich auch um die Zukunft keine Sorgen machen.