Kein Thema scheint im Moment so präsent wie die Flüchtlingsthematik und alles rund um diesen riesigen Themenkomplex. Es erstaunt deshalb wohl niemanden, wenn jetzt ganze Regale voller Flüchtlingsbücher, voller Islambücher, voller Nah-Ost Bücher erscheinen. Mit der Thematik Islam und Flucht hat auch Christian Linkers Dschihad Calling irgendwie zu tun, auch wenn es nicht um eine Flucht nach Deutschland geht.
Der Jugendroman „Dschihad Calling“, aus dem Linker am Messesamstag gelesen hat, ist dabei wohl auch ein Produkt der momentanen weltpolitischen Situation. So war ein erster Entwurf des Romans, laut dem Autor, auch schon vor Jahren fertig, konnte aber, wie Linker sagt, nicht genug um damals veröffentlicht zu werden. Über sechs Jahre Recherche stecken jetzt in diesem 300 Seiten Roman, in denen nichts unausgesprochen bleibt. Es ist, soweit ich das nach der Lesestelle beurteilen kann, ein Roman, der auch bei den verstörenden und brutalen Bildern nicht wegblendet.
Aber bevor ich komplett abdrifte ein paar Worte zum Inhalt. Erzählt wird die Geschichte von Jakob, einem Studenten im ersten Semester, dem es von außen betrachtet verdammt gut geht. Er ist frisch in eine neue Stadt gezogen, wohnt in einer coolen WG und ist glücklich mit seiner Freundin. Irgendwann begegnet er dann Samira. Einer jungen verschleierten Frau, der er bei einem wohl fremdenfeindlichen Übergriff zur Hilfe kommt. Über sie lernt er dann auch Ihren Bruder kennen, der seinerseits in einem salafistischen Verein engagiert ist. Über verschiedene Etappen kommt Jakob schließlich zum radikalen Islam. Dazwischen spinnt sich auch noch die Liebesgeschichte zwischen Samira und Jakob.
Nach der Lesung hatte ich die Möglichkeit mit Christian Linker über seinen Roman zu sprechen. Dabei kam unter anderem das Thema Schule auf. Ist „Dschihad Calling“ ein Roman, der sich für Schüler eignet? Der Autor sieht das Buch dabei eher als Anstoß zur Diskussion, da das Buch auf Grund seines Umfangs sicher auch nicht für jede Klasse geeignet sein dürfte. Er hat aber, wie er mir erzählt, auch schon Rückmeldungen von Lehrer bekommen, die das Buch mit ihrer Klasse durchnehmen möchten.
Was mich im Gespräch mit dem Autor überrascht hat, war die Zugänglichkeit der Quellen. Er erzählte mir, dass er keine Probleme hatte Leute dazu zu bringen mit ihm zu reden. Er führte das vor allem darauf zurück, dass die radikal islamischen Vereine um ein möglichst positives Öffentlichkeitsbild bemüht sind, und generell um Publicity bemüht sind.
Meine letzte Veranstaltung der Leipziger Buchmesse war mit der Lesung von „Dschihad Calling“ ein positiver Abschluss. Der Roman scheint mir ein Buch zu sein, dass ich selbst in der Schule gerne gelesen hätte.
In der Lesung fällt dabei ein Satz, den ich für die Thematik bezeichnend finde. Nachdem Jakob das erste Mal ablehnt zum Islam zu konvertieren, sagt Samiras Bruder zu ihm: „Ich bin für dich da.“
Mario Moser