Wäis Kiani, "Hinter dem Mond"

Wäis Kiani, „Hinter dem Mond“

Heimat ist für sie das Gefühl, wohin zu gehören. Dass der Boden unter ihren Füßen ihr gehört. Deutschland ist ihre Heimat. Wäis Kiani schrieb mit „Hinter dem Mond“ einen stark autobiografisch gefärbten Roman.

Auf der Frankfurter Buchmesse stellt Wäis Kiani ihren neuen Roman vor. Die Journalistin, die u.a. Kolumnen in der Instyle, der Financial Times und im Fräuleinmagazin schreibt, wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Mit den Jungen Verlagsmenschen sprach sie über „Hinter dem Mond“, ihre Eltern und eine Fortsetzung des Romans.

Wie sind Sie Journalistin geworden?
Nach meinem Abitur bin ich nach München gegangen. Die Stadt hat mich mit offenen Armen empfangen. Dort habe ich eine sehr bekannte Stylistin kennengelernt. Ich wurde ihre Assistentin, da sie mich für besonders talentiert hielt und ich sehr modeaffin bin. Aus der Assistentin wurde eine Stylistin und so habe ich mit dem Schreiben angefangen. Das wollte ich schon immer, habe mich früher aber noch nicht reif genug dafür gefühlt. Ich habe angefangen über Mode zu schreiben und dann wurde es immer mehr.

Was bedeutet Ihnen das Schreiben?
Ich muss nicht so viel reden, wenn ich schreibe. Dann ist es raus. Dann muss ich meine Freunde nicht mit so vielen Geschichten belästigen. Ich habe eine starke Meinung zu allem und ein extremes Mitteilungsbedürfnis. Beides kann ich schriftlich ausleben.

Wie autobiografisch ist das Buch wirklich und was ist erfunden?
Das Buch spiegelt meine wirkliche Geschichte wider. Das Anordnen der Figuren ist fiktiv, die Handlung authentisch. Aus der Perspektive der kleinen Lilly ist es schon sehr autobiografisch, wobei Lilly mein altes Ego aber nicht 1:1 ist. Ich habe Lilly viele Dinge erleben lassen, die ich selber nicht erlebt habe, die ich aber unmittelbar beobachtet habe. Und andersrum habe ich viele Dinge, die ich erlebt habe, Lilly nicht erleben lassen. Lilly ist generell, verglichen mit mir, ein liebevolleres Mädchen. Sie ist gegenüber der ganzen Situation offener. Ich habe es noch viel mehr gehasst.

Was haben Sie für ein Verhältnis zu Ihren Eltern?
Seit ich Schriftstellerin geworden bin, habe ich ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Früher hatten meine Eltern immer die Sorge, dass aus mir nichts wird oder dass ich es nicht schaffe auf eigenen Beinen zu stehen und mit dem Leben zurecht zu kommen. Seit aber klar ist, dass ich sehr gut zurechtkomme und meine eigenen Träume und Sehnsüchte verwirkliche, ist es kein Problem mehr. Meine Eltern haben jetzt großen Respekt vor mir.

Wie halten Sie Kontakt zu Ihren Lesern?
Ich habe eine Facebook Seite von dem Buch und einen Blog. Der Blog ist aber vor allem für meine Schweizer Fans. Fünf Jahre lebte ich in der Schweiz, wo ich als Modekolumnistin für die Frauenzeitschrift „Annabelle“  gearbeitet habe. Dort beantwortete ich Modefragen und als ich damit aufhörte, habe ich diesen Blog gegründet, sodass die Leserinnen auch weiterhin Kontakt zu mir halten können. Wobei sie vor allem untereinander kommunizieren. Wenn ich irgendwo ein tolles Kleid sehe, ein Star etwas Schreckliches oder Tolles anhat oder wenn ich in Frankfurt bin, wie jetzt auf der Buchmesse, dann poste ich das auch.

Lesen Sie E-Books oder Bücher?
Ich kaufe mir sogar noch richtige CDs. Ich mag das Gefühl, wenn ich eine CD-Hülle aufmachen und mir die Bilder anschauen kann. Mit dem Buch ist es ebenso. Das Papier fühlt sich toll an. Ich kann es aufschlagen, darin herumblättern. E-Books sind für mich seelenlos. Das Internet hat für mich schon eine Grenze überschritten. Viele Freunde von mir sind nur noch im Internet. Ihr ganzes Wissen, ihre Gefühle, alles ist erst erlebt, wenn es im Internet gelandet ist. Ich liebe das Internet aber es gibt Dinge, die wir uns bewahren sollten. Sonst werden wir zu Robotern.

Gibt es eine Fortsetzung des Romans?
Es gibt mit Sicherheit eine Fortsetzung. Sie ist schon fast fertig und es wird auch danach gerufen. Leser schreiben am Ende ihrer Rezension, dass sie auf eine Fortsetzung hoffen. Ich bin froh darüber, dass die Leute mein Buch nicht zuklappen und denken: Gott sei Dank, fertig. Sondern dass sie in der Welt von Lilly bleiben wollen. Das ist noch schöner, als der Moment, als ich das Buch das erste Mal in den Händen hielt. Herauskommen wird das Buch im Herbst 2014.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Kiani.

Das Interview führte Anja Fuhrmann