von Susanne Döllner
Am Samstagmittag fanden sich vor allem junge Zuschauer vor der Gemeinschaftsbühne von „Studium rund ums Buch“ ein, um zu erfahren, wie aktuelle und ehemalige Studenten des Studiengangs Mediapublishing der Stuttgarter Hochschule der Medien die Chancen und Möglichkeiten, die ihnen das Studium mit Blick auf ihren weiteren beruflichen Werdegang ermöglicht hat, beurteilen.
Die Diskussionsteilnehmer waren dabei hinsichtlich ihrer derzeitigen Beschäftigungen bunt gemischt: Sie arbeiteten in der Herstellung, im Vertrieb, im Marketing oder standen erst kurz vor dem Abschluss. Erstes Thema war deshalb, welche Berufe ihnen ursprünglich einmal vorgeschwebt hatten und wie es dazu kam, dass sie letztlich doch ganz woanders gelandet waren. Hierbei zeigte sich wieder einmal, dass es sich auszahlt, offen für alternative Wege in die Branche und auch für Alternativen in der Berufswahl zu sein, im Studium möglichst viel auszuprobieren, in unterschiedliche Bereiche reinzuschnuppern und auch bei der Praktikawahl über den Tellerrand des „Traumjobs“ hinauszuschaun. Alle drei Berufstätigen wirkten jedenfalls sehr zufrieden mit dem Job, bei dem sie letztendlich gelandet waren, auch wenn sie ihn ursprünglich so gar nicht auf dem „Schirm“ gehabt hatten.
Auch bei einem weiteren Punkt waren sich die Diskutanten einig: Für Berufsanfänger ist es trotz umfassender, qualifizierter Ausbildung zunächst schwierig, in der Branche ernstgenommen zu werden. Dass man rein aufgrund des jugendlichen Aussehens automatisch fachliche Kompetenzen abgesprochen bekommt, ist eine Geisteshaltung, an der nicht nur, aber auch und besonders die Verlagsbranche krankt. „Mein Ansprechpartner muss der ältere Herr sein“ – dieser Grundhaltung waren alle reihum in den ersten Jahren häufig begegnet. Dagegen helfe nur, sich professionell zu kleiden, auf eine offene, selbstsichere Körpersprache zu achten und proaktiv auf das Gegenüber zuzugehen.
Gleichzeitig empfanden die Teilnehmer solche Erfahrungen als lehrreich und hilfreich in der persönlichen Weiterentwicklung. Im Studium habe man wie in einer Blase gelebt: „Wir wussten, was wir konnten, und mussten uns auch nichts beweisen.“
Sich selbst bestmöglich zu präsentieren, offen gegen Vorurteile vorzugehen und seinen Gesprächspartner von den eigenen Stärken und Fähigkeiten zu überzeugen, sei ein wesentlicher Teil des täglichen Arbeitslebens.
Umso wichtiger sei es, die Angebote der Hochschulen zu nutzen, die ihre Studierenden auf solche Situationen vorbereiten, etwa durch Projekte mit Unternehmen, Verlagsbesuche, Exkursionen oder Gastveranstaltungen mit Verlagsmitarbeitern. Hierdurch verliere man den übermäßigen Respekt vor dem Einzelnen – denn auch der Chef sei letztlich nur ein Mensch.
Spannend sei auch, dass man auf Veranstaltungen, Tagungen, Messen oder Lesungen immer wieder die gleichen Leute treffe. „Die Branche ist so klein“, wurde reihum nickend bestätigt, man kenne immer irgendwen, wahlweise über Werkstudentenjobs, das Studium oder gemeinsame Bekannte. Hieraus ergibt sich ein Gemeinschaftsgefühl, das so sicher nicht viele Branchen ihr Eigen nennen können: „Man kommt immer wieder in die Familie zurück.“ Netzwerken – das Unwort schlechthin unter Studenten, und dennoch nehmen es Ehemalige immer wieder in den Mund, denn: „Das wird die Verlage in Zukunft retten.“
Auch die „Digitalisierung“, dieser weiße Elefant der Buchbranche, fand nicht nur Zustimmung. Weil man jung sei, müsse man natürlich auch digital-affin sein – dieser Trugschluss ist eine weitere Grundhaltung, die der Branche nicht guttut, denn umfassende Fähigkeiten und stets aktuelles Wissen rund um komplexe Programme und schnelllebige Social-Media-Kanäle werden häufig „nicht als Kompetenz, sondern als Selbstverständlichkeit“ angesehen: „Du bist ja sowieso den ganzen Tag online.“ Hier herrscht dringender Aufklärungsbedarf, dass „ein bisschen Googeln“, die gelegentliche E-Mail oder WhatsApp-Nachricht zu verschicken oder ab und an einen Post auf Facebook, einen Kommentar auf Twitter oder ein Foto auf Instagram zu posten nicht automatisch etwa zum Social Media Manager qualifiziert. Konstante Fortbildungen und gezielte Professionalisierung sind hier wie in jedem anderen Berufszweig notwendig, um Verlage ansprechend und zielgruppengerecht zu präsentieren.
Artikel verfasst von Susanne Döllner im Rahmen der JVM-MessereporterInnen in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse.