Einstieg 2.0 – Zwanzig Minuten für die Zukunft – das war das Motto für das offene Speed Dating beim Karrieretag am Freitag. 5 Tischgruppen und 20 Minuten Zeit, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die in der Branche etwas erreicht haben. 20 Minuten, um mit Ihnen darüber zu diskutieren, wie man in der Branche Fuß fassen kann. Diese „Zutaten“ lockten viele, besonders Studenten, an die runden Tische. Stühle wurden gerückt und noch dazugestellt, dann konnte es losgehen. In entspannter Atmosphäre standen Matthias Siebel (Bastei Lübbe), Susanne Bez (Umbreit), Nadja Kneissler (Delius Klasing), Katrin Lutz (buchMEYER) und Michaela Noack-Wied (MVB,eingesprungen für Isabell Nölle) allen Interessierten Rede und Antwort.
Matthias Siebel, seit März Leiter des Kinder- und Jugendbuchbereichs von Bastei Lübbe, empfiehlt Praktika während des Studiums. Was Studienabschlüsse angeht, stimmt er einer Teilnehmerin zu, dass mit einem Bachelorabschluss allein der Einstieg schwieriger sei als mit einem Master. Dass man mit Praktika und Einstiegsjobs in einem bestimmten Bereich schon die Weichen für die Zukunft stelle und überhaupt nicht mehr woanders hineinkomme, glaubt er nicht. Auch sieht er durchaus Möglichkeiten für Quereinsteiger, die schon einige Zeit nicht im Verlagswesen angestellt waren – wenn man sich fortbilde, vor allem im digitalen Bereich.
Nadja Kneissler, Verlagsleiterin Buch des Delius Klasing Verlags und Mitglied im Verlegerausschuss des Börsenvereins, bewertet dagegen einen Quereinstieg als sehr schwierig. Zumindest in einen Special Interest Verlag wie Delius Klasing. Für die Einsteiger empfiehlt sie, nicht nur nach Praktika in den großen und bekannten Verlagen zu schauen, sondern sich auch bei kleineren Häusern zu bewerben, die oftmals nicht so „überlaufen“ sind. Wichtig seien außerdem Auslandspraktika, soziales Engagement und Organisationstalent.
Michaela Noack-Wied, Produktmanagement Media Development bei MVB (Börsenblatt und Buchjournal) sieht das Volontariat als klassische Qualifikation in einem bestimmten Bereich und somit als Weichenstellung an. Sie hält es nicht für möglich, später noch in einen anderen Bereich einzusteigen. Auch sei normalerweise ein Volontariat nötig, um an einen festen Job im Verlagswesen zu kommen. Besonders empfiehlt sie fachliche Qualifizierung, z.B. im Projektmanagement.
Susanne Bez, Prokuristin/Geschäftsleitung beim Buchgroßhändler Umbreit, erzählt sehr viel über ihre Arbeit, um beispielhaft ihren Werdegang und das Tagesgeschäft zu illustrieren. Eine Teilnehmerin fragt sie, was sie zu dem „Vorurteil“ „Das Buch stirbt, das E-Book kommt“ sage. Das sei eine spannende und entscheidende Frage für Umbreit, meint Susanne Bez. Denn Buchgrossisten werden für den E-Book-Bereich nicht gebraucht. Noch sehe sie aber nicht das vollständige Aussterben des Buches.
Katrin Lutz, eine von zwei Inhaberinnen der Buchhandlung buchMEYER in Reinheim, erzählt über Ihren Weg in die Selbstständigkeit. Mal wandern wäre gut gewesen“, sagt sie rückblickend darüber, dass sie seit der Ausbildung immer im gleichen Unternehmen geblieben ist. Um sich selbstständig zu machen, sei ein starker Wille und Zielstrebigkeit wichtig, gibt sie den Zuhörerinnen noch mit auf den Weg.
Fazit: Es war sehr spannend, diesen unterschiedlichen Menschen aus den verschiedenen Bereichen der Branche zuzuhören. Sie beantworteteten bereitwillig und geduldig jede Frage und manche sicher nicht nur einmal. Leider war bei so vielen Teilnehmerinnnen und Teilnehmern die Zeit an jedem einzelnen Tisch etwas kurz. Nach 20 Minuten musste gewechselt werden, so dass nicht alle dazu kamen, ihre Fragen loszuwerden. Trotzdem: Eine empfehlenswerte Veranstaltung, nicht nur, aber besonders für Einsteiger.
Stefanie Pott