Nea Matzen ist Onlineredakteurin, Journalistin und Dozentin und sieht eine klare Perspektive für ihre Branche: Crossmedialität.

 

Ihrer Meinung nach müssen alle angehenden Journalisten ihre diversen Ausspielmöglichkeiten kennen und beherrschen, auch wenn sie sich dabei auf eine spezialisieren. Sie sieht die Stärke des „Online“ hauptsächlich darin, dass ein Journalist hier seinen Rechercheprozess offenlegen kann: durch Verlinkungen und Hinweise auf frühere Wissensstände ist es möglich, in der aktuellen Debatte um die Glaubwürdigkeit der Medien transparent zu bleiben.

 

Als neuen Arbeitsbereich hat sich bereits der „Verifikationsredakteur“ etabliert, dessen Aufgabe das prüfen der genutzten Fakten ist. Denn Gerüchte und Falschmeldungen verbreiten sich in Zeiten von Twitter und Instagram so schnell wie nie zu vor: kein Druck oder Verkauf ist mehr nötig, jeder kann jederzeit auf alles zugreifen.

 

Damit ist aber auch ein neues Format in den Vordergrund des Onlinejournalismus gerückt: Erklärformate. Was steckt eigentlich hinter diesem Begriff? Wer ist eigentlich dieser Online-Aktivist? Wann begann die Debatte um dieses Thema? Und besonders praktisch bei allem: Echtzeit-Auswertungen. Durch Google Analytics beispielsweise ist es den Redakteuren möglich, sofort zu beurteilen, ob ein Artikel ankommt oder nicht. Und auch entsprechende Maßnahmen können ergriffen werden, die Überschrift oder die Hashtags ändern.

 

Auch kann verfolgt werden, auf welchem Weg die Leser auf die Artikel kommen, welche Begriffe gegoogelt wurden oder welchem Link gefolgt wurde. Damit kann sich eine Zeitung nun viel besser auf das Verhalten ihrer Leser einstellen und relevante Beiträge liefern. Laut Matzen liegt hier auch die Gefahr der Eigenzensierung, um nur noch gefällige Artikel zu bringen. Allerdings empfindet sie den Druck, der aus solchen Live-Auswertungen folgt, als Ansporn, qualitativ hochwertig zu arbeiten.

 

Denn zunehmend gewinnt die Verweildauer eines Users Relevanz gegenüber den einfachen Klickzahlen. Wer bleibt, hat Interesse und diese Leser möchte Matzen begeistern. Und das nicht nur mit Text, denn hier liegt eine weitere Chance des Onlinejournalismus: sowohl Bild, als auch Video und Ton können inzwischen auf den Nachrichtenseiten eingebaut werden. So bringen verschiedene Medienarten ihre Vorteile und Nachteile mit sich und wer diese geschickt kombiniert, hat eben einfach mehr Online-Lust, statt Online-Frust.

 

 

Nea Matzens „Wegweiser Onlinejournalismus“ ist 2014 in der UVK Verlagsgesellschaft erschienen und z.B. bei Amazon erhältlich.

 

Franka Albrecht