Sophie Passmann gibt mit Alte weiße Männer – Ein Schlichtungsversuch ihr Buchdebüt

von Claudia große Siemer

Um ihr rosarotes Buch kommt man als eingefleischter Literaturnerd auf der Leipziger Buchmesse 2019 nicht herum. Die Autorin und Radiomoderatorin Sophie Passmann gilt als neue Hoffnung des Feminismus und wird von einer Schar von Fans verfolgt. Man könnte auch von einer PassManie sprechen. Der Hype um ihr Buch ist fast grenzenlos. Auf der taz-Couch der Leipziger Buchmesse stellt Passmann sich der Kritik zu ihrem Debüt Alte weiße Männer – Ein Schlichtungsversuch stellt.

(c) Claudia große Siemer

Mit markigen Sätzen versucht Moderator Peter Unfried sie aus der Reserve zu locken. ‚Harmlos wie ein Sektfrühstück‘ (07.03.2019) lautet ein Verriss ihres Buches in der taz-Zeitung. Mit beeindruckender Souveränität geht die 25-jährige darauf ein und wehrt die Kritik wortgewandt ab. Fakt ist aber, dass die junge Autorin eine fragliche Methodik für ihr Buch anwendet – ein Punkt, den die taz-Journalistin Nadia Shehadeh herausarbeitet. Dort heißt es:

„Mit der plumpen Idee loszumarschieren, es gebe einen Prototypen „alter weißer Mann“, und diesen Typus erfüllt dann eigentlich keiner (…) ist an Bräsigkeit kaum zu überbieten.“

Vielleicht darf man Passmanns Buch jedoch nicht mit wissenschaftlicher Genauigkeit und logischer Stringenz lesen. Es wäre vielleicht enttäuschend. Unterhaltsam und vergnüglich ist Alte, weiße Männer auf jeden Fall. Wenn Passmann ihren Typus Mann mit dem „Delfin im Thunfischsalat“ vergleicht, so ist das nicht nur komisch, sondern auch ziemlich originell. Als Autorin für Jan Böhmermanns Neo Magazin Royale hat sie zweifelsohne ihr Handwerk in puncto Sprachspiel- und witz gelernt.

Es wundert mich nicht, dass nach der Diskussion am Signiertisch eine Horde Fans Passmann auflauert. Ich bin eine von ihnen, halte mich aber dezent zurück. Als ich an der Reihe bin und mein Buchexemplar von Alte weiße Männer auf den Tisch lege, geschieht etwas Unverhofftes. „Uuups – Sorry!“, sagt Passmann etwas beschämt, aber mit einem Lachen. Kein Problem, denke ich und erwidere augenzwinkernd: „Das steigert doch nur den Wert meines Exemplars.“ Ich blicke auf den winzigen Fleck auf der ersten Seite meiner Ausgabe. Besonders hübsch finde ich es, wie sie nun einen kleinen Pfeil hinzumalt. So wüsste ich von nun an immer, wo ihre Spucke das Blatt traf. Ich bin ein wenig stolz über diese individuelle Widmung. Wer kann schon von sich behaupten, ein Buch zu besitzen, welches eine der humorvollsten Feministinnen des Landes mit ihrer Speichel-DNA signiert hat? In jenem Moment fantasiere ich, wie mein Exemplar in 50 Jahren in einem Auktionshaus versteigert wird. Es könnte durchaus sehr gewinnbringend für mich sein, überlege ich mir. Aber eigentlich hat das auch so einen Alter-weißer-Mann-Charakter…