von Carina Harter

Social Media ist mehr als nur ein vorübergehender Trend. Wer potentielle Kund*innen erreichen und auf sich aufmerksam machen möchte, kann heute kaum noch auf einen Online-Auftritt in sozialen Medien verzichten. Das gilt auch für den Buchhandel.

Darüber berichteten am Messefreitag die Buchhändlerinnen Carolin Wolf und Johanna Maria Lammert-Bohnenkamp auf der Publishing Services & Retail Stage der Frankfurter Buchmesse.

Carolin Wolf betreibt seit sechs Jahren eine eigene kleine Buchhandlung im Bruchsal; in der Region muss sie sich gegen vier weitere Buchhandlungen bestehen. Social Media ist dafür ihr wichtigstes Werbemedium. Für ihre Buchhandlung hat sie eine erfolgreiche Online-Präsenz aufgebaut und bietet Workshops zum Thema für andere BuchhändlerInnen an, in denen sie ihre Erfahrungen im Umgang mit Sozialen Medien teilt.

Zu Beginn ihres Vortrages verglichen die beiden Buchhändlerinnen die Situation des Buchhandels vor 30 Jahren mit heute: hatte der Buchhandel vor 30 Jahren nur wenige Konkurrenzbranchen, muss er sich heute gegen eine Vielzahl von konkurrierenden Branchen und Medien durchsetzen. Um neben Online-Handel, Streaming-Plattformen und anderen Social Media Kanälen wettbewerbsfähig zu bleiben, sei eine gut organisierte Präsenz in Sozialen Netzwerken mittlerweile für Buchhändler*innen zur Notwendigkeit geworden. Denn, so Lammert-Bohnenkamp: Die Kund*innen sind bereits online und müssen nur noch abgeholt werden.  Social Media böte die Chance, Inhalte direkt an (potentielle) Kund*innen zu transportieren und auf sich aufmerksam zu machen

Welche Plattformen eignen sich am besten?

Unter der Vielzahl von Social Media Plattformen gelte es zunächst, die passende für die eigene Buchhandlung zu finden. Wolf und Lammert-Bohnenkamp fassten in ihrem Vortrag die wichtigsten Medien zusammen. Für sie wäre dabei Facebook die relevanteste Plattform, die Buchhändler*innen nutzen können, um auf sich aufmerksam zu machen. Besonders nützlich wären die Funktionen, Veranstaltungen und Livestreams zu erstellen. Veranstaltet die Buchhandlung etwa eine Lesung und hat eine*n Autor*n eingeladen, könnte so auf das Event Aufmerksam gemacht werden.

Instagram wäre ebenfalls sehr nützlich. Besonders die Story-Funktion könnte gut eingesetzt werden, den Alltag eine*r Buchhändler*in authentisch und persönlich zu präsentieren.

Natürlich gäbe es neben Facebook und Instagram viele weitere Plattformen wie Twitter oder YouTube. Für den Einstieg in Social Media empfahlen die beiden Buchhändlerinnen allerdings, nicht gleich alles auf einmal zu erobern. Facebook und Instagram eigneten sich gerade deshalb gut, weil sie sich leicht miteinander verknüpfen ließen, die zwei Plattformen gleichzeitig einfach zu bedienen wären.

Wie setzt man diese Medien ein?

Wolf und Lammert-Bohnenkamp setzten auf ein authentisches Auftreten, das nicht nur Bücher zeige, sondern auch den Alltag in der Buchhandlung widerspiegele.  Die Kund*innen interessierten sich laut Lammert-Bohnenkamp, was in der Buchhandlung passiere – ob lustige Anekdoten und Zwischenfälle oder die Frage „Wie kommt das Buch in die Buchhandlung?

Präsenz in den Sozialen Medien zu sein und sich zu vernetzen, das wäre das grundsätzlich wichtige. AutorInnen und Verlage wären auch in sozialen Medien vertreten. Würde eine Veranstaltung geplant, sollte auf allen Kanälen darauf aufmerksam gemacht werden. Beteiligte Personen könnten markiert und deren Beiträge über die Veranstaltung geteilt werden. Das erhöhe die Reichweite.

Welche Auswirkungen hat der Einsatz von Social Media?

An den Vortrag schloss sich eine Fragerunde an. Welche konkreten Veränderungen die Buchhändler*innen durch den Einsatz von Social Media spürten? Das Einsparen von Printwerbung wäre besonders stark finanziell bemerkbar. Ein großer Teil des Ticketverkaufs für Veranstaltungen spiele sich über Social Media ab. Direktes Feedback von Kund*innen verdeutliche, dass die Präsenz in den sozialen Medien tatsächlich bei den Menschen ankomme. Viele Kund*innen sprächen die Buchhändlerinnen gezielt auf von ihnen geposteten Inhalte und Bücher an. So könnten Carolin Wolf und Johanna Maria Lammert-Bohnenkamp bereits unmittelbare, positive Auswirkungen des Einsatzes von Social Media auf die Buchhandlung verzeichnen.


Artikel verfasst von Carina Harter im Rahmen der JVM-MessereporterInnen in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse.