Ein gutes Netzwerk ist das A und O für Berufseinsteiger, heißt es immer wieder. Doch wie baut man sich so etwas auf, wo lernt man interessante Kontakte kennen, wie bleibt man in Verbindung – und welche Vorteile hat das Netzwerken eigentlich?

 

Um diese Fragen ging es bei einer Diskussionsrunde im Rahmen des Karrieretags Buch und Medien, der auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstaltet wurde. Moderiert von Börsenblatt-Redakteur Kai Mühleck berichteten drei Verlagsschaffende von ihren Erfahrungen mit dem Netzwerken: Katrin Hogrebe, Pressesprecherin des Carlsen Verlags, Cigdem Aker, Leiterin des Stabsbereichs Strategie und Innovation beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels und 1. Vorsitzende der Jungen Verlagsmenschen, und Cleo Ciba, Volontärin im Bereich Marketing und Unternehmensentwicklung beim Lingen Verlag und Sprecherin des Nachwuchsparlaments des Börsenvereins.

 

 

Wie baut man sich überhaupt ein Netzwerk auf?

Für Studierende oder Berufseinsteigerinnen stellt sich häufig die Frage, wie man es überhaupt schafft, den Karrieretipp Nummer eins in die Praxis umzusetzen und sich ein Netzwerk aufzubauen. Die Sprecherinnen auf der Leipziger Buchmesse waren sich einig: Dafür braucht es nicht viel Arbeit, denn es funktioniert im Grunde automatisch. „Netzwerken klingt so hochtrabend, aber eigentlich macht das jeder in seinem Alltag“, findet Cigdem Aker. Auch Katrin Hogrebe ist überzeugt: „Netzwerken ist eigentlich kein Seminarthema – es passiert einfach.“

Dennoch haben sie einige Tipps parat, um das Knüpfen von beruflichen Kontakten zu erleichtern. „Was interessiert mich und wie schaffe ich es, dass ich damit nicht alleine bin?“ – das ist für Hogrebe die Ausgangsfrage beim Netzwerken. Um Gleichgesinnte zu treffen, empfehlen Cleo Ciba und Cigdem Aker selbstverständlich die Jungen Verlagsmenschen. „Dort lernt man schnell neue Leute kennen, die auf der gleichen Ebene stehen wie man selbst“, sagt Cigdem Aker – Studierende und Berufseinsteiger, die alle ähnliche Interessen und Ziele haben.

 

 

Auf die Frage, wo es sich sonst noch gut netzwerken lässt, nennt Cleo Ciba das Digital Media Camp in München, bei dem es um digitalen Journalismus und Medienwandel geht, und die Female Future Force, eine Initiative der Edition F, die regionale Städtetreffen für Frauen veranstaltet. „Ich besuche gerne solche Veranstaltungen, die sich nicht nur mit Büchern beschäftigen, sondern etwas breiter aufgestellt sind“, sagt sie. Außerdem weist sie auf den Newsletter des Nachwuchsparlaments hin, in dem auch Events empfohlen werden.

Cigdem Aker entdeckt häufig über soziale Medien interessante Veranstaltungen und besucht auf Buchmessen gerne Partys oder informelle Get-togethers. „Bei diesen Gelegenheiten geht es oft offener und lockerer zu als tagsüber, wenn jeder von Termin zu Termin hetzt.“

Redakteur Kai Mühleck verweist darüber hinaus auf das Netzwerk der Bücherfrauen, das eBookCamp München, eine Konferenz zum Thema digitales Publizieren, und die future!publish, einen Kongress für neue Ideen in der Verlagsbranche.

 

 

Welche Dos und Don’ts gibt es beim Netzwerken?

Habt keine Angst, auch mal alleine auf Veranstaltungen zu gehen oder euch zu einer Gruppe dazuzustellen, in der ihr noch niemanden kennt: Bei diesem Tipp sind sich Cleo Ciba und Cigdem Aker einig. „Ich hatte noch nie das Gefühl, dass es jemand blöd fand, wenn ich ihn angesprochen habe“, erzählt Cleo Ciba. Auch Cigdem Aker sagt: „Man selbst empfindet das vielleicht als unangenehm, aber die anderen freuen sich, wenn man sie anspricht.“

Alle drei Sprecherinnen warnen davor, beim Netzwerken nur darauf zu achten, welcher konkrete berufliche Nutzen sich aus einem Kontakt ergeben könnte.

 

„Netzwerken funktioniert nur dann, wenn man Spaß daran hat“, findet Cigdem Aker, „nicht mit dem Hintergedanken: Der arbeitet in einem wichtigen Verlag, mit dem muss ich mich jetzt unterhalten.“

 

Warum eigentlich netzwerken?

Oft hört man, die meisten Jobs werden gar nicht erst ausgeschrieben, sondern unter der Hand vergeben, sagt Kai Mühleck und stellt die Frage: Was nützen Netzwerke wirklich?

Cigdem Aker ist der Ansicht, dass sich das Netzwerken immer lohnt, selbst wenn man dadurch nicht direkt einen Job findet, denn in jedem Fall lernt man nette und interessante Menschen kennen. Für Pressesprecherin Katrin Hogrebe ist die Netzwerkarbeit ein wesentlicher Bestandteil ihrer beruflichen Tätigkeit. „Im Bereich Public Relations geht es darum, Beziehungen zu stiften – zwischen Menschen und Büchern, aber auch zwischen Menschen und Menschen.“ Als konkretes Beispiel, welchen Nutzen das Netzwerken haben kann, nennt sie die Gründung von Pressebörsen, bei denen Verlagssprecher Journalisten ihre Programme vorstellen. „Die Idee für diese Pressebörsen ist beim Austausch entstanden, und daraus ist heute ein sehr erfolgreiches Modell geworden.“

 

Wie bleibt man in Kontakt?

Für ein gutes Netzwerk genügt es nicht, viele neue Leute kennenzulernen. Wie Freundschaften müssen auch berufliche Verbindungen gepflegt werden. Doch wie funktioniert das am besten?

„Bei den Jungen Verlagsmenschen werden aus Kontakten schnell Freundschaften“, sagt Cleo Ciba. Wenn dies geschieht, fällt es natürlich leicht, die Verbindung zu halten. Abgesehen davon empfiehlt die Volontärin, sich zum Beispiel mit ehemaligen Kolleginnen zum Mittagessen zu verabreden, wenn man in der Stadt ist, oder auf Buchmessen bei ihnen am Stand vorbeizugehen. „Auch wenn der Kontakt noch so unregelmäßig ist – es ist immer gut, sich hin und wieder zu melden.“

Cigdem Aker, die als herausragende Netzwerkerin gilt, erzählt ebenfalls, wie sie es schafft, mit vielen Menschen in Verbindung zu bleiben. Wenn sie zu Besuch in einer fremden Stadt ist, informiert sie sich, welche ihrer Kontakte vor Ort sind, um sich mit ihnen auf einen Kaffee zu treffen. Besonders auf der Frankfurter Buchmesse verabredet sie sich mit etlichen Bekannten. Außerdem bringt sie auch aktiv Menschen zusammen, die sich noch nicht kennen. „Es ist zur Tradition geworden, dass ich immer freitags eine Küchenparty bei mir in der WG veranstalte. Dabei geht es für mich nicht unbedingt darum, dass ich selbst neue Leute kennenlerne, sondern auch darum, dass das Netzwerk insgesamt größer wird.“

 

 

Welche sozialen Medien sollte man nutzen?

Facebook, Twitter, Instagram, Xing, LinkedIn – die Auswahl an sozialen Netzwerken ist groß. Doch welche braucht man wirklich, um in Kontakt zu bleiben?

Katrin Hogrebe nutzt überhaupt keine sozialen Netzwerke, räumt aber ein, dass es als Berufseinsteigerin heutzutage womöglich schwieriger sei, ganz darauf zu verzichten. Im Gegensatz zu ihr ist Cigdem Aker sowohl auf Facebook und Twitter als auch auf Xing und LinkedIn sehr aktiv.

„Netzwerken funktioniert nur dann, wenn man Spaß daran hat“, findet Cigdem Aker

Für welche Plattformen man sich entscheide, sei von persönlichen Präferenzen abhängig. Man solle jedoch nicht zwanghaft versuchen, alle Kanäle gleichzeitig zu bespielen.

 

Außerdem könne es auch verschiedene Phasen geben, in denen man ein Medium vielleicht lieber nutze als das andere. Xing oder LinkedIn nutzt auch Cleo Ciba gerne als Facebook-Alternative für berufliche Kontakte. Kai Mühleck ergänzt, solche Karriere-Netzwerke könnten nützlich sein, um sich über den Werdegang von Personen zu informieren und Anknüpfungspunkte für Gespräche zu finden.

 

Was man als Zuhörerin aus der Fragerunde auf der Leipziger Buchmesse mitnimmt: Im Grunde klingt das Rezept für gutes Netzwerken gar nicht so schwierig. Es geht darum, offen für neue Kontakte zu sein, Veranstaltungen zu besuchen, die einen interessieren und bei denen man Gleichgesinnte kennenlernen könnte, sich ein wenig zu bemühen, den Kontakt zu halten – und vor allem den Spaß dabei nicht zu verlieren.

 

Judith Hillen