350 Bücher auf einen Klick, schmal, mehr oder weniger handlich, ohne Risse und nervige Eselsohren – das alles können die neuen E-Book-Reader. Doch lohnt sich die Anschaffung überhaupt? Was macht das E-Book aus und wieso ist es so schnell so beliebt geworden? Antworten findet man auf der Frankfurter Buchmesse sowohl bei Besuchern als auch bei einigen Ausstellern.
Wer würde bei einer Beschreibung wie „6-Zoll-Display mit hoher Auflösung, einstellbare Bildschirmhelligkeit und Akkuhaltbarkeit von mehr als sieben Tagen“ schon an ein Buch denken?
Doch genau das ist das E-Book: klein und effektiv für zu Hause und unterwegs. Allerdings gehen die Meinungen stark auseinander, wenn man sich auf der Frankfurter Buchmesse umhört.
„Es ist einfach ein schöneres Gefühl, ein Buch in der Hand zu haben und umblättern zu können“, sagt Verena Barby. Schmunzelnd hält die Messebesucherin ihr Handy hoch, das sie in der Hand hat: „Man macht zwar viel mit dem Gerät, aber Bücher sind exklusiver.“ Eine ähnliche Meinung vertritt auch Michael Schick: „Natürlich hat man mit dem E-Book Vorteile wie das Archivieren, aber ich habe lieber ein Buch in der Hand.“
Doch braucht man überhaupt 350 Bücher auf einmal? Oder ist es das Gleiche wie mit der Musik auf dem iPod: Bis zu 16 GB Speicherplatz, über 4000 Songs stehen zur Auswahl bereit, gehört werden trotzdem selten mehr als 100 davon. Bücher haben für viele Leute einen anderen Wert als bloße Dateien. Man wirft sie nicht einfach weg, wenn man sie gelesen hat, eine Datei dagegen wird schnell mit nur einem Klick gelösht. Oder sie löscht sich selbst, wie es auch öfter vorkommen soll, berichtet eine Besucherin der Buchmesse. „Das Buch dagegen steht auch nach Jahrzehnten noch im Schrank, wenn man es nicht weiterverkauft.“
Von vielen hört man, dass das E-Book zwar praktisch für den Urlaub sei, weil es nicht viel wiegt und wenig Platz im Koffer wegnimmt – aber braucht man die ganzen Bücher überhaupt alle im Urlaub? Diese Frage sollte man sich bei der Anschaffung stellen. Den E-Book-Reader nimmt man vielleicht mit zum Strand, aber man lässt ihn nicht einfach auf der Decke liegen wie ein Buch, wenn man ins Wasser geht. „Da hat dann das E-Book den preislich höheren Wert. Das würde auf jeden Fall schneller geklaut als ein alter Schinken, der im Sand auf meiner Decke liegt“, erklärt eine Besucherin.
Die neuen Techniken sollen auch in der Schule genutzt werden. Damit würde man den Schülern eine Menge Last ersparen, und zwar die der schweren Schultaschen. Für einige Besucher stellt sich jedoch die Frage, ob es sinnvoll ist, den E-Book-Reader auch in der Schule zu nutzen. „Markieren kann man Texte damit auch, aber das prägt sich einfach nicht so gut ein“, berichtet die 19-jährige Jaqueline. Gerade ältere Leute sagen, dass die Jugend der neuen Technik gegenüber anders eingestellt ist. Sie können die Funktionen und Vorteile eines E-Books schneller erfassen, da sie sich auch mit anderen technischen Geräten auskennen. Laura Braun (18) sieht den Vorteil des E-Books in der Umweltverträglichkeit. Trotzdem hat auch sie lieber noch ein Buch in der Hand, das auch nach Papier riecht.
Ernst Piper, Schriftsteller und Verleger, sagte in der am Samstag geführten Diskussion rund um das Thema: „Das E-Book und das Buch werden unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen. Nach dem E-Book kommt das E-Book, es wird nur anders aussehen.“
Michelle Minor